Ein Jahr Groko Merkels Team würde Verjüngung guttun

Berlin · Das neue Bundeskabinett nach einem Jahr in der Bewertung. Einige haben ihren Zenit überschritten.

Die Mitglieder der Bundesregierung. Oben, l. - r.: Angela Merkel (CDU), Helge Braun (CDU), Ursula von der Leyen (CDU), Peter Altmaier (CDU), Andreas Scheuer (CSU), Gerd Müller (CSU), Heiko Maas (SPD), Franziska Giffey (SPD). Unten, l. - r.: Julia Klöckner (CDU), Anja Karliczek (CDU), Jens Spahn (CDU), Horst Seehofer (CSU), Olaf Scholz (SPD), Katarina Barley (SPD), Svenja Schulze (SPD), Hubertus Heil (SPD).

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Jogi Löw hat drei Bayern Alt-Stars rausgeworfen und will das Team verjüngen – freilich reichlich spät. Im Bundeskabinett Merkel IV zeichnet sich ein ähnliches Bild ab. Einige haben ihren Zenit schon länger deutlich überschritten. Hier die Bewertung der 16 Spieler ein Jahr nach dem Groko-Neustart.

Angela Merkel (CDU). Sie hat endlich akzeptiert, dass sie für Jüngere Platz machen muss. Befreit von diesem Druck spielt sie jetzt deutlich lockerer auf. Doch als Kapitänin ist sie nicht mehr unumstritten. Und wenn Gegner wie Macron sie ausdribbeln, sieht sie ziemlich alt aus. Note 4.

Olaf Scholz (SPD). Er soll das Mittelfeld ordnen, doch er kommt praktisch nicht vor. Wichtige Spielphasen gehen glatt an ihm vorbei, in anderen irritiert er durch unglückliches Timing. Heil zum Beispiel hätte er fast noch sein Grundrenten-Tor vom Fuß genommen. Hält immerhin die Mannschaftskasse zusammen. Note 4.

Horst Seehofer (CSU). Auf der rechten Flanke spielt er nur noch Sicherheitsfußball. Motto: „Hinten dicht machen und vorne hilft der liebe Gott.“ Ständig streitet er mit dem Team, vor allem mit den ausländischen Kickern. Es wird Zeit für sein Abschiedsspiel. Nicht jeder mit langer Erfahrung ist ein Pizarro. Note 5.

Heiko Maas (SPD). Ähnelt als Außenstürmer Bayern-Star Thomas Müller. Permanent rotierend, überall zu finden, unkonventionell. Ist für seine Gegner schlecht auszurechnen, für die eigenen Leute auch. Müller steht oft richtig und macht ihn rein. Maas jedoch sind noch keine Bälle vor die Füße gefallen. Note 3.

Hubertus Heil (SPD). Klein, wendig und im richtigen Moment eine geniale Idee wie die Grundrente. Heil ist eine echte Neuentdeckung und man fragt sich, warum er von der SPD nicht schon viel früher aufgestellt wurde. Dass er sich uneitel in den Dienst der Mannschaft stellt, macht ihn sympathisch. Note 2.

Ursula von der Leyen (CDU). Kommt immer mit ihrem eigenen Berater-Stab zum Training. Doch ihre Starallüren passen nicht mehr zu ihren Leistungen. Die Verteidigung steht unter ihrer Führung nicht mehr sicher, ihre dauernde Forderung nach Verstärkungen nervt. Sie selbst ist ein Schwachpunkt. Note 5.

Peter Altmaier (CDU). Lässt es klar an Fitness missen. Das Trikot spannt wie einst bei Ailton. Steht oft im Abseits, wenn‘s drauf ankommt. Seine strategischen Fähigkeiten sind unbestritten. Deswegen ist er weiter der Liebling der Kapitänin. Doch was, wenn die die Schuhe an den Nagel hängt? Note 4.

Katarina Barley (SPD). Dass sie nun in die Europaliga wechselt, schwächt den Kader. Barley hat links hinten eine ordentliche Saison gespielt und hier und da auch mal Tempovorstöße eingeleitet. Zum Beispiel bei der Miete. Das Potential war erkennbar, auch wenn durchschlagende Erfolge ausblieben. Note 3.

Andreas Scheuer (CSU). Mehr Bewegung täte ihm gut anstatt immer mit dem dicken Diesel zum Training zu kommen. Der „schöne Andy“, wie die Teamkollegen spotten, legt sich ungern mit dem Autosponsor an. Zwar hat er Potential. Doch er vergibt einfach zu viele Chancen. Note 4.

Jens Spahn (CDU). Zielstrebig, mit einem unheimlichen Drang zum Tor. Ein echter Stürmer. Im Mannschaftsrat hat er die Hie­r­archien in Frage gestellt. Das hat das Team belebt. Manchmal freilich kickt er noch zu ungestüm, er sollte mehr auf seine Gesundheit und die der Mitspieler achten. Note 2.

Julia Klöckner (CDU). Flink und ernährungsbewusst ist die Julia. Auf dem Platz dreht sie so manche Pirouette. Doch der Schiri fällt nicht immer darauf rein, die Zahl der Gelben Karten wegen Schwalbe ist hoch. Trotzdem tut sie dem Spiel gut. Auch abseits des Feldes in der Pressezone ist sie eine Bank. Note 2.

Svenja Schulze (SPD). Klein und unterschätzt. Kann giftige Vorstöße einleiten. Ein bisschen wie Heil. Beim Auswärtsspiel in Kattowitz machte sie erstmals international auf sich aufmerksam. Setzt im Kampf um den Platz in der Stammformation immer wieder den Andy unter Druck. Vorteil Schulze. Note 3.

Anja Karliczek (CDU). Sie wurde zu Saisonbeginn verpflichtet. Doch die Neue verstolpert die Bälle wie einst in der Kreisliga C. Konnte spielerisch keine Akzente setzen, und in der Fankurve kennt sie sowieso keiner. Schade, dass das Transferfenster momentan geschlossen ist. Zweite Liga wäre eine Option. Note 5.

Franziska Giffey (SPD). Ihr droht wegen Doktor-Dopings der Lizenzentzug, und das wäre ein echter Schlag für das Team. Denn die Newcomerin hat im offensiven Mittelfeld starke Akzente gesetzt. Beim Spiel in Chemnitz etwa oder mit Steilpässen für Kitas und Familien. Bringt auch den Müll weg. Note 2.

Gerd Müller (CSU). Ein echter Joker bei Auswärtsspielen. Er ist zwar nicht der „Bomber der Nation“ wie sein Namensvetter, dafür aber ein ausgesprochen fairer Sportsmann, der auch mal an den Gegner denkt. Stets hat er Bälle und andere Gastgeschenke dabei. Wenn es darauf ankommt, stabilisiert er die Abwehr. Note 2.

Helge Braun (CDU). Er nimmt am liebsten die Position ein, die im modernen Tempo-Fußball kaum mehr gespielt wird – die des Liberos. Er möchte die Bälle nur verteilen und von hinten heraus für Ordnung sorgen. Das ist ein bisschen wenig. Wird deshalb selten eingesetzt. Auch fehlt es ihm an Fitness. Note 4.