Die Unis platzen bald aus allen Nähten
2013 wird es wegen des doppelten Abiturjahrgangs überfüllte Hörsäle geben. Doch jeder, der studieren will, soll das können.
Düsseldorf. Dass die Welle sich aufbaut, ist seit Jahren absehbar. Weil die Schulzeit im Gymnasium von neun auf acht Jahre verkürzt wurde, muss sich das irgendwann auch auf die Hochschulen auswirken. 2013 wird es in Nordrhein-Westfalen so weit sein: In dem Jahr erwerben gleichzeitig zwei Abiturjahrgänge die Hochschulreife. An den Unis und Fachhochschulen des Landes wird es dann eng.
Nach Zahlen der Landesregierung wird es im Jahr 2013 etwa 179.000 Studienberechtigte geben. Das sind 50.000 mehr als für 2012 prognostiziert werden. Weil sich diese Prognose auf die Studienberechtigten bezieht — also diejenigen, die die Hochschul- oder Fachhochschulreife erworben haben — tatsächlich aber längst nicht jeder studiert, wird die Zahl relativiert.
Nach Erwartung der Kultusministerkonferenz ist an den 37 NRW-Hochschulen im Jahr 2013 mit 111.000 Studienanfängern zu rechnen. Aber das werden immer noch 19.000 mehr sein als ein Jahr vorher. Die Hochschulen müssen dann also einen Zuwachs von etwa 20 Prozent verkraften.
Ein weiteres Problem macht die Sache nicht einfacher und auch zeitlich drängender: Weil bekanntlich die Wehrpflicht und damit auch der Zivildienst ausgesetzt wurden, werden schon in diesem Jahr allein in NRW zusätzlich mindestens 9.500 Studienanfänger an die Hochschulen drängen.
Können die Universitäten und Fachhochschulen das stemmen? Svenja Schulze sagt ja. Die Wissenschaftsministerin sieht das Land gut gerüstet für den Doppeljahrgang und versichert: „Alle jungen Menschen, die studieren können und wollen, müssen auch die Chance dazu bekommen.“
Aber wie wollen die SPD-Politikerin, ihr Ministerium und die Hochschulen dieses Versprechen einlösen? Vor allem, indem man mehr Geld in die Hand nimmt als bisher. Denn nur so können die Hochschulen ihre Kapazitäten erweitern: Für zusätzliches Lehr-Personal, Anmietung und den Bau weiterer Gebäude werden 1,8 Milliarden Euro investiert.
In den Jahren von 2011 bis 2015 erwartet die Ministerin 90.000 zusätzliche Studierende. Um diese unterzubringen, hat das Ministerium mit jeder Hochschule vereinbart, wie viele zusätzliche Studienanfänger diese aufnimmt. Beispiele: In Wuppertal sind dies 1.075, an der Uni Düsseldorf 4936. Auch sollen NRW-weit 1.000 zusätzliche Medizinstudienplätze geschaffen werden, an den Fachhochschulen soll es 11.000 neue Plätze geben.
Trotz des Andrangs glaubt Schulze nicht daran, dass es „massiv neue Zugangsbeschränkungen“ geben wird. „Wir wollen ja die Studierenden. Die Studienanfänger von heute sind die Problemlöser von morgen.“ Dennoch sagt auch sie, dass nicht jeder Wunsch erfüllt werden könne. „Wer unbedingt in Köln Volkswirtschaft studieren möchte, muss dann auch mal hinnehmen, dass er am Ende in Düsseldorf landet.“