Elisabeth Schwarzhaupt, die erste Frau im Kabinett
Vor 50 Jahren wurde erstmals eine Frau ins Kabinett berufen. Elisabeth Schwarzhaupt (CDU) wurde Bundesgesundheitsministerin.
Berlin. Bis zuletzt leistete der Kanzler hartnäckig Widerstand. „Was sollen wir mit einer Frau im Kabinett? Da können wir nicht mehr so offen reden“, zeigte sich Konrad Adenauer wenig erbaut. Doch diesmal setzten CDU-Frauen dem Patriarchen aus Rhöndorf die Pistole auf die Brust.
Ein Trupp marschierte aus dem „Damenruheraum“ des Bonner Bundestags zum Kanzleramt schräg gegenüber und versammelte sich vor dem Kabinettsaal zu einer Art Sitzblockade. „Wir sind entschlossen, hier nicht eher wegzugehen, bis wir eine Ministerin haben“, drohte die 80-jährige Abgeordnete Helene Weber dem Kanzler.
Mit der CDU-Abgeordneten Elisabeth Schwarzhaupt wurde am 14. November 1961, vor knapp 50 Jahren, erstmals eine Frau als Ministerin im Bundestag vereidigt. Dass er von dieser Personalie nur wenig hielt, ließ der CDU-Kanzler seine Parteifreundin immer wieder spüren. Die Kabinettssitzungen eröffnete er wie bisher mit den Worten: „Morjen, meine Herren.“ Als sich die Debütantin dagegen verwahrte, wies Adenauer sie zurecht: „In diesem Kreis sind auch Sie ein Herr.“
Nicht ganz einfach verlief die Suche nach einem passenden Ressort. Der Einzug ins Familienministerium scheiterte daran, dass die Juristin nicht verheiratet war. Die ebenfalls diskutierte Berufung zur Bundesratsministerin wurde mit dem Argument verworfen, dafür fehle Frauen wegen vieler Abendtermine die notwendige Trinkfestigkeit.
Schließlich einigte man sich auf ein Neukonstrukt. Elisabeth Schwarzhaupt zog in das eigens geschaffene Gesundheitsressort ein. Fünf Jahre lang sorgte Schwarzhaupt für wichtige Anstöße. So gehen zum Beispiel das Bundesseuchen- und das Arzneimittelgesetz auf sie zurück.
Nach Schwarzhaupts Ausscheiden herrschte wieder lange Frauenmangel am Kabinettstisch. Erst Helmut Kohl hatte ab 1985 zwei, nach der Einheit zeitweise sogar vier Ministerinnen. Gerhard Schröders Mannschaft startete mit fünf Frauen, später waren es sechs. Unter Merkel als der ersten Regierungschefin sitzen derzeit fünf Frauen im Kabinett.
Unter dem Strich bleibt es aber bei einem deutlichen Ungleichgewicht. Seit 1949 wurden insgesamt 170 Männer (oft auf wechselnden Posten) in ein Ministeramt befördert. Bei den Frauen waren es 31. Und: Mit einer Ausnahme werden Frauen in der Bundespolitik bislang mit der Leitung von eher „weichen“ Ministerien wie Gesundheit oder Familie betraut. Mit Übernahme des Arbeitsministeriums brach Ursula von der Leyen erstmals in eine Männerdomäne ein.
Andere Länder sind da weiter. In Frankreich oder Spanien sind weibliche Verteidigungs- oder Finanzminister fast schon Normalfall. In den USA wird das Außenministerium schon längere Zeit von Frauen dominiert.