Elterngeld: Koalition schafft Spielraum für Eltern
Ministerin Schwesig streckt das Elterngeld für Teilzeit-Beschäftigte — und erntet damit breite Zustimmung.
Berlin. „Väter wünschen sich, nicht nur zum Gute-Nacht-Kuss zu Hause zu sein“, sagte Familienministerin Manuela Schwesig (SPD), selbst Mutter eines Sohnes, als sie gestern die Eckpunkte für das Elterngeld plus vorstellte. Mütter wiederum wollten rascher als früher zurück in den Job, zumindest schrittweise. Sie verweist darauf, dass bereits 41 Prozent der Mütter mit einem ein- bis zweijährigen Kind erwerbstätig sind. 54 Prozent der Väter hingegen seien laut einer Studie der Ansicht, sie hätten zu wenig Zeit für ihr Kind.
Väter und Mütter können so insgesamt bis zu 28 Monate Elternzeit nehmen, wenn nebenher bis zu 30 Stunden Teilzeit gearbeitet wird. Dann wird maximal die Hälfte des normalen Elterngeldes (zwischen 300 und 1800 Euro) gezahlt.
Selbst die Arbeitgeber finden das in Ordnung, weil Frauen so schneller an den Arbeitsplatz zurückkehren könnten. Das Modell unterstütze die Eltern, bei denen Mutter und Vater nach der Geburt nicht vollständig aus dem Beruf aussteigen, sondern weiter in Teilzeit tätig bleiben wollen, betont die Bundesvereinigung der Arbeitgeberverbände (BDA). „Dies kann helfen, berufliche Auszeiten zu begrenzen — vorausgesetzt, dass tatsächlich mehr Frauen zeitnah wieder in den Beruf zurückkehren als Väter ihre Arbeitszeit reduzieren.“ Das beste Mittel seien aber mehr Ganztages-Kitas.
Schon Union und FDP wollten diese Gerechtigkeitslücke beim Elterngeld schließen. Bisher ermuntert das Elterngeld dazu, ganz auszusteigen, statt weiter zumindest Teilzeit zu arbeiten. Denn Teilzeit bedeutet meist weniger Geld in der Tasche.
Dieser Missstand soll behoben werden, im Juli 2015 soll das neue Elterngeld plus in Kraft treten. Regulär können Vater und Mutter dann 24 Monate bis zum achten Lebensjahr des Kindes unter sich aufteilen — vier Monate obendrauf gibt es, wenn beide für mindestens vier Monate am Stück nebenher zwischen 25 und 30 Stunden erwerbstätig sind. Schwesig betont, damit trage man der Lebensrealität junger Eltern Rechnung, die mehr Flexibilität für die Vereinbarkeit von Familie und Beruf wollen.
Die Unions-Fraktionsvize Nadine Schön (CDU) lobt: „Alles ist künftig möglich, ohne dass Elterngeldansprüche reduziert werden.“ Denn es gibt künftig einen Elterngeldbezug ohne Erwerbstätigkeit oder in Kombination mit einer Teilzeittätigkeit; eine gemeinsame Elternzeit ist ebenso berücksichtigt wie eine abwechselnde Inanspruchnahme von Elterngeld.
Jetzt dürfte auch Kanzlerin Angela Merkel (CDU) mit Schwesigs Vorhaben einverstanden sein — anders als bei deren Vorstoß für eine aus Steuermitteln finanzierte kinderfreundliche 32-Stunden-Woche im Januar.