Energie: Ein Ende der Wende käme Deutsche teuer zu stehen
Kosten für Verbraucher könnten langfristig steigen.
Düsseldorf. Die Energie-Expertin des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW), Claudia Kemfert, hat die Kehrtwende der EU-Kommission beim Klimaschutz scharf kritisiert: "In jedem Fall ist es ein Rückschritt, denn wir brauchen klare Ziele für erneuerbare Energien, Energieeffizienz und Emissionsminderung, die auch über die festgelegten Werte bis 2020 hinausgehen." Gegenüber unserer Zeitung erklärte sie: "Freiwilligkeit ist nicht zielführend. Ohne Sanktionsmöglichkeiten werden viele Länder versuchen, die Klimaschutzziele aufzuweichen. Es wäre auch für die deutsche Energiewende kein gutes Signal." Die EU-Kommission hatte erklärt, dass sie darauf verzichten will, ein neues verbindliches Ziel zur Steigerung der Energieeffizienz bis 2030 sowie den Ausbau der erneuerbaren Energien zu setzen.
Bislang hatte die EU im weltweiten Klimaschutz eine Vorreiterrolle. Sie hatten sich bis 2020 drei Ziele für eine umwelt- und klimafreundliche Politik gesetzt: Der Anteil der erneuerbaren Energien sollte verbindlich um 20 Prozent steigen, der Ausstoß der Treibhausgase verbindlich um 20 Prozent sinken, und Energie sollte um 20 Prozent effizienter verbraucht werden, jeweils bezogen auf 1990. "Diese Ziele waren absolut notwendig und es war richtig, dass sie zentral von Brüssel ausgegeben wurden. Allerdings müssten jetzt neue, höhere Ziele für den Zeitraum nach 2020 kommen“, sagte Kemfert.
Eine starke Abschwächung der Energiewende sei zudem eher mit einer Kostensteigerung statt einer Kostensenkung für die Verbraucher verbunden: "Gerade die Effizienzverbesserung hat zum Ziel, die Energiekosten zu senken. Das hat sich in den vergangenen Jahren bewährt: Die größten Kostensteigerungen gab es bei Öl und Gas, weitaus höher als beim Strom.“ Sie ergänzte: „Durch bessere Effizienz wurden bereits Milliarden Euro eingespart. Ein Rückschritt würde daher neue Kosten für die Verbraucher erzeugen. Ganz zu schweigen, von den vielen Arbeitsplätzen in vielen wichtigen Bereichen wie bei den erneuerbaren Energien, die wegfallen könnten.“ Hinter einer europaweiten Abkehr von erneuerbaren Energien sieht sie vor allem ein Ziel: "Wenn man keine expliziten Ziele für erneuerbare Energien formuliert, hat man offensichtlich den Ausbau der Atomkraft im Sinn."
Wie die Bundesregierung auf die Pläne aus Brüssel reagiert und was Wissenschaftler von Berlin fordern, lesen Sie in der Donnerstagsausgabe der Westdeutschen Zeitung.