Erdogan-Auftritt in Köln stößt auf massive Kritik
Deutsche Politiker halten Rede nach Grubenunglück für unangemessen. Der Premier wolle Wahlkampf machen.
Köln. Nach dem Grubenunglück in Soma wächst bei deutschen Politikern der Unmut über einen geplanten Auftritt des türkischen Ministerpräsidenten Recep Tayyip Erdogan am kommende Samstag in Köln. Vertreter von Union, SPD und Grünen warfen Erdogan vor, ungeachtet der Katastrophe in der Türkei mit mehr als 300 Toten (siehe Kasten) Wahlkampf in Deutschland betreiben zu wollen.
Erdogan will vor Landsleuten in der Kölner Arena sprechen. Kritiker gehen davon aus, dass der 60-Jährige türkischer Präsident werden und in Köln um Stimmen werben will. An der Präsidentenwahl am 10. August dürfen erstmals auch die im Ausland lebenden Türken teilnehmen.
Der Vorsitzende des Innenausschusses im Bundestag, Wolfgang Bosbach (CDU), sagte, vor dem Hintergrund der Katastrophe in Soma sei „dieser Auftritt in Deutschland das völlig falsche Signal. Herr Erdogan sollte auf seinen Auftritt in Köln verzichten“. Am Freitag hatte schon NRW-Integrationsminister Guntram Schneider (SPD) den Auftritt kritisiert. Die CDU-Vizevorsitzende Julia Klöckner sagte, am klügsten wäre es, wenn Erdogan nicht käme. CSU-Generalsekretär Andreas Scheuer forderte: „Erdogan darf seine Wahlkampfschlachten nicht nach Deutschland verlagern.“
Für Kritik hatte nach dem Grubenunglück unter anderem das harte Vorgehen der Polizei gegen Demonstranten in Soma gesorgt. Empörung rief auch ein Erdogan-Berater hervor, der auf einen am Boden liegenden Demonstranten eintrat. Erdogans Verhalten beim Besuch im Katastrophengebiet wurde als taktlos kritisiert. Red