Erinnerung an Solinger Brandanschlag im Schatten der NSU-Morde

Solingen (dpa) - 20 Jahre nach dem Brandanschlag von Solingen hat die Bundesregierung Defizite im Kampf gegen den Rechtsterrorismus eingeräumt. Den Mitgliedern der rechtsextremen Terrorzelle NSU sei es gelungen, über Jahre unerkannt kaltblütig Menschen zu ermorden.

„Das Vertrauen in unseren Rechtsstaat ist dadurch schwer beschädigt, wir müssen alles daran setzen, es wiederherzustellen“, sagte die Integrationsbeauftragte der Regierung, Staatsministerin Maria Böhmer (CDU), am Mittwoch bei der offiziellen Gedenkfeier für die fünf Todesopfer des fremdenfeindlichen Anschlags in Solingen.

„Lasst uns Freunde sein. Wir müssen diesen Hass aus den Köpfen bekommen“, sagte Mevlüde Genç, die vor 20 Jahren fünf Angehörige verloren hatte, in einem bewegenden Appell. Der Schmerz sei nicht geringer geworden, aber sie sei sehr dankbar für das Engagement der Stadt und die breite Unterstützung aus der Politik. Niemand werde einen Keil zwischen sie und ihre Heimat Solingen treiben.

„Rassismus ist eine schlimme Krankheit, auch in anderen Ländern, auch bei uns“, sagte der stellvertretende türkische Ministerpräsident Bekir Bozdag. „Bloßes Erinnern an diese Tat reicht offenbar nicht, es sind weitere Morde geschehen“, sagte Bozdag mit Blick auf die NSU-Morde. Alle müssten sich gemeinsam gegen Rassismus stellen und diese „schlimmste Gefahr für den Frieden“ bekämpfen.

„Solingen ist Auftrag“, sagte die stellvertretende nordrhein-westfälische Ministerpräsidentin Sylvia Löhrmann (Grüne).
Am 29. Mai 1993 starben fünf türkische Frauen und Mädchen in den Flammen, die rechtsradikale Mörder entzündet hatten. Vier junge Männer wurden später vom Oberlandesgericht Düsseldorf wegen Mordes verurteilt. Sie haben ihre Strafen abgesessen.