Politik — aber bitte recht unseriös
Satiregruppe „Die Partei“ zieht in die Lübecker Bürgerschaft ein.
Lübeck. Das Holstentor als Swingerclub, eine U-Bahn für Lübeck: Die Forderungen der Partei des Satirikers Martin Sonneborn klingen oft absurd. Trotzdem zieht jetzt ein Kandidat von „Die Partei“ in die Lübecker Bürgerschaft ein. Und einige Themen liegen Bastian Langbehn, dem Kreisvorsitzenden und neuen Abgeordneten, durchaus am Herzen.
„Och, es gibt ein paar Punkte, die nehme ich definitiv ernst“, sagt der 30-Jährige, der auf Facebook-Bildern nach der Wahl mit Zigarre und Bierglas zu sehen ist. „Es ist ja quasi wie bei allen anderen auch.
Bei denen steht auch viel Blödsinn drin, wir haben es nur anders formuliert, deswegen fällt es auf. Und dran hält sich am Ende sowieso keiner. Und wenn ich es tatsächlich nicht schaffe, in den nächsten fünf Jahren eine U-Bahn zu bauen, ach Gott. . .“
Mit 831 Stimmen oder 1,3 Prozent hat „Die Partei“ des früheren Titanic-Chefredakteurs Sonneborn den Sitz bei den Kommunalwahlen in Schleswig-Holstein errungen — weil es keine Fünf-Prozent-Hürde gibt. Und auch deshalb, weil die Wahlbeteiligung mit 46,7 Prozent historisch niedrig war, was kleinen Parteien hilft.
Langbehn, Einzelhandelskaufmann, arbeitet zurzeit im Tourismus. Klingt seriös. Und doch vertritt er eine Partei, die beispielsweise für den Wiederaufbau der Mauer eintritt.
Und die bei der Bundestagswahl 2009 nicht zugelassen war, weil sie nicht nachgewiesen hatte, „mit ausreichender Ernsthaftigkeit das Ziel zu verfolgen, Einfluss auf die politische Willensbildung zu nehmen. . .“. Eine Klage vor dem Bundesverfassungsgericht blieb erfolglos.
Dennoch hat Sonneborn die Teilnahme an der Bundestagswahl 2013 als nächstes Ziel herausgegeben. „Wir sind auf einem guten Weg“, sagte er gestern. „Wir haben viel Unterstützung bei den jungen Leuten.“ Und mit der Wahl in die Lübecker Bürgerschaft zieht die Spaß-Partei erstmals auch in ein Parlament ein.
Anhänger freuen sich im sozialen Netzwerk Facebook bereits auf „totale Sinnfreiheit in allen Anträgen“. Und auf „absoluten Populismus, und zwar auf allen Ebenen und mit allen Mitteln.“ So im Original.