Europäer suchen Glück in Deutschland

Die Zahl der Einwohner ist gewachsen — auf jetzt 82 Millionen.

Wiesbaden. Die Bevölkerung in Deutschland wächst seit zwei Jahren wieder. Aber nicht etwa ein Babyboom, sondern Zuwanderung hat zu der Trendwende geführt. Vor allem Ost- und Südeuropäer suchen in Deutschland ihr Glück. Die einen nutzen neue Möglichkeiten der EU-Arbeitnehmerfreizügigkeit, die anderen sehen in der Finanzkrise keine Perspektive in ihrer Heimat.

„Die steigenden Zuwanderungszahlen sind angesichts des demografischen Wandels eine große Chance für Deutschland“, sagt die Vorsitzende des Sachverständigenrates deutscher Stiftungen für Integration und Migration, Christine Langenfeld.

„Die Zuwanderung ist derzeit für den Arbeitsmarkt gut verkraftbar, vielleicht sogar hilfreich“, sagt Johann Fuchs vom Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung in Nürnberg. Die Qualifikation der Menschen, die nach Deutschland kämen, sei deutlich gewachsen. „Das ist überhaupt nicht mehr mit den 60er Jahren zu vergleichen.“ Und: „Langfristig brauchen wir eh mehr Zuwanderer.“

Rund 82 Millionen Menschen lebten Ende 2012 nach einer Schätzung des Statistischen Bundesamts in Deutschland. Anfang des Jahres waren es noch ungefähr 200 000 weniger. Nach acht Jahren Rückgang hat die Einwohnerzahl damit zum zweiten Mal hintereinander zugenommen. Danach haben 2012 mindestens 340 000 mehr Menschen ihren Wohnsitz aus dem Ausland nach Deutschland verlegt als umgekehrt. Einen Wanderungsgewinn von mehr als 300 000 Personen hatte es zuletzt 1995 gegeben.

Von der Zuwanderung profitieren vor allem die Boom-Regionen um begehrte Großstädte. „Die Zuwanderer gehen dahin, wo es Jobs gibt, und sicher nicht in die Diaspora“, sagt Fuchs. „Sie fahren nach Berlin, wo was los ist und junge Leute sind, nicht dahin, wo Bevölkerungsschwund ist“, stimmt Rembrandt Scholz vom Max-Planck-Institut für Demografischen Wandel in Rostock zu. Die Landflucht halte an.