Fast jeder zweite Deutsche klagt über Stress im Job
Termin- und Leistungsdruck, monotone Arbeit und Überlastung machen Arbeitnehmern das Leben schwer.
Berlin. Hoher Druck am Arbeitsplatz: Fast jeder Fünfte fühlt sich überfordert — und 43 Prozent der Berufstätigen in Deutschland klagen über wachsenden Stress. Das geht aus dem „Stressreport Deutschland 2012“ der Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin (BAuA) hervor, der am Dienstag vorgelegt wurde. Für die Studie wurden fast 18 000 Arbeitnehmer zu Belastungen und Stressfolgen ihres Arbeitsalltags befragt. Ergebnis: Anforderungen und positive Aspekte im Berufsalltag haben sich seit 2005/2006 „auf hohem Niveau“ kaum verändert.
Arbeitsministerin Ursula von der Leyen (CDU) rief Arbeitgeber und Gewerkschaften auf, gemeinsam gegen Stress am Arbeitsplatz zu kämpfen. „Es besteht Handlungsbedarf in unseren Betrieben“, sagte sie.
Laut Studie sind Termin- und Leistungsdruck in Deutschland häufiger als im Durchschnitt der 27 EU-Länder: Jeder zweite Befragte gibt das an. Fast jeder Zweite (44 Prozent) wird bei der Arbeit unterbrochen. Knapp 60 Prozent fühlen sich durch das gleichzeitige Erledigen verschiedener Aufgaben belastet. Besonders belastet sind Chefs. Das erschwere gute Personalführung, sagte BAuA-Präsidentin Isabel Rothe.
Von der Leyen sagte, die Zahlen sprächen eine deutliche Sprache. „Wir haben 2011 59 Millionen Arbeitsunfähigkeitstage wegen psychischer Erkrankungen registriert. Das ist ein Anstieg um mehr als 80 Prozent in den vergangenen 15 Jahren.“ Daraus ergäben sich Produktionsausfälle von sechs Milliarden Euro.
Der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB) machte die Arbeitgeber für das Scheitern einer Erklärung gegen Psychostress verantwortlich. Die Studie zeige, „dass psychische Belastungen bei der Arbeit dringend abgebaut werden müssen“, sagte DGB-Vorstandsmitglied Annelie Buntenbach. Sie forderte eine Anti-Stress-Verordnung. Arbeitgeberpräsident Dieter Hundt zeigte Gesprächsbereitschaft. Die Betriebe seien an der Gesundheit ihrer Mitarbeiter interessiert. Red