Rösler: Sexismus-Vorwürfe sind Kampagne gegen die FDP
Berlin (dpa) - FDP-Chef Philipp Rösler hat die Sexismus-Vorwürfe gegen den Spitzenkandidaten Rainer Brüderle als Angriff auf die Partei bewertet. „Die Vorwürfe gegen ihn sind durchsichtig und haltlos.
Das ist eine Kampagne gegen die gesamte FDP“, sagte Rösler dem „Kölner Stadt-Anzeiger“.
Bundestags-Fraktionschef Brüderle schwieg auch am Dienstag zu der Schilderung einer „Stern“-Journalistin, er sei ihr gegenüber mit aufdringlichen Bemerkungen aufgefallen. In einer Fraktionssitzung dankte der 67-Jährige aber den FDP-Abgeordneten für die „große Geschlossenheit“, die er erfahre, berichteten Teilnehmer. Mehr sagte er zu dem Thema nicht.
Rösler erklärte, eine gesellschaftliche Debatte über Sexismus sei notwendig. „Denn es gibt offenbar ein breites Bedürfnis, darüber zu diskutieren, aber bitte auf der Sachebene und nicht mit aggressiver Polemik.“ Noch zu Wochenbeginn hatte FDP-Generalsekretär Patrick Döring erklärt, Rösler wolle keine Stellung zu der Debatte beziehen. Dies sei mit Brüderle, dem FDP-Spitzenkandidaten für die Bundestagswahl, abgesprochen worden. Nun scheint in der Parteispitze der Eindruck gereift zu sein, dass die FDP der intensiv geführten öffentlichen Sexismus-Debatte nicht länger ausweichen sollte.
Unklar blieb am Dienstag, ob Brüderles übliches Pressefrühstück mit Journalisten am Mittwoch stattfindet oder abgesagt wird. Dort könnte er auf die „Stern“-Journalistin Laura Himmelreich treffen, die für das Magazin über die FDP berichtet. Die Reporterin hatte in einem Porträt über Brüderle geschrieben, dieser habe sich - vor über einem Jahr an einer Hotelbar - anzüglich geäußert. Dieser Fall löste in Internet und Medien eine Debatte über Sexismus und Rollenbilder in Politik und Gesellschaft aus.
Grünen-Fraktionschef Jürgen Trittin forderte, die Politik solle die Sexismus-Debatte ernst nehmen. „Wir Grüne haben uns seit langem gegen solchen Sexismus eingesetzt - und in unseren eigenen Strukturen gute Erfahrungen mit Quoten gemacht“, sagte Trittin der „Passauer Neuen Presse“. „Je mehr Frauen in Führungspositionen, desto weniger Sexismus - das ist meine Erfahrung.“
Laut Umfragen kann die FDP im September auf den Wiedereinzug in den Bundestag hoffen. Bei den Instituten GMS und INSA (für „Bild“) legten die Liberalen um einen Punkt auf 5 Prozent zu.
Anfang März will die FDP bei einem Parteitag in Berlin ihre neue Führungsspitze wählen. Rösler kandidiert für zwei weitere Jahre. Der nordrhein-westfälische FDP-Landeschef Christian Lindner könnte einen der Stellvertreterposten übernehmen. Der 34-Jährige war Ende 2011 als Röslers Generalsekretär in Berlin zurückgetreten. Rösler würde ihn aber nun gern wieder dabei haben: „Christian Lindner ist eine herausragende liberale Persönlichkeit und ein erfolgreicher Wahlkämpfer. Für den Wahlkampf brauchen wir die Besten im Team - und da zählt er unbestritten dazu.“