Für ADAC-Chef Meyer wird die Luft dünner

Kann sich der Präsident angesichts immer neuer Vorwürfe gegen den Club halten?

Foto: dpa

München. Der letzte Akt im Drama um den „Gelben Engel“ hat begonnen. Hauptdarsteller: der ADAC. Dramatischer Höhepunkt: Bei der Wahl des VW Golf zum Lieblingsauto der Deutschen 2014 soll nicht nur die Stimmenzahl nach oben frisiert worden sein, sondern es wurde möglicherweise auch die Platzierung der Fahrzeuge manipuliert.

Gestern nun wurde bekannt, dass die Autohersteller nach Medieninformationen alle ADAC-Preise zurückzugeben wollen — wenn eine Manipulation der Platzierungen tatsächlich bewiesen wird. ADAC-Sprecher Christian Garrels betonte, die Wirtschaftsprüfungsgesellschaft Deloitte habe ihre Untersuchungen noch nicht abgeschlossen. Es bleibe beim bisherigen Zeitplan, wonach die Ergebnisse am kommenden Montag oder Dienstag vorgelegt werden sollen.

Sollte es Manipulationen auch bei der Rangfolge des ADAC-Preises gegeben haben, dann wären die Preise nach den Worten von BMW-Sprecher Kai Lichte „für uns wertlos und wir würden sie zurückgeben“.

Ähnliche Überlegungen gibt es bei Daimler und VW. „Wenn sich die Vorwürfe der Manipulation durch die Untersuchungen bestätigen, werden wir alle „Gelben Engel“ definitiv zurückgeben“, kündigte eine Sprecherin von Daimler an. Und ein VW-Sprecher sagte: „Wenn das stimmt, schicken wir dem ADAC eine ganze Wagenladung Preise zurück! Die sind jetzt schon angekratzt, dann sind sie ganz wertlos.“

Seinen Autopreis hat der ADAC in der bisherigen Form selbst schon beerdigt. Die Frage nun: Fällt auch für den Präsidenten Peter Meyer der Vorhang? Kann er sich angesichts der heftigen Kritik am Autoclub und immer neuen Vorwürfen wirklich auf seinem Posten halten?

Einen Rücktritt hat der 64-Jährige wiederholt ausgeschlossen: „Wenn der Wind von vorne kommt, muss man das auch mal aushalten können.“ Und Meyer lässt bisher keinen Zweifel daran, dass er sich selbst als Garanten für eine tiefgreifende Reform des Autoclubs sieht.

Meyer versuchte gestern erst einmal, mit einem Reformplan zu punkten. Danach wird beim ADAC nach dem Vorbild von Anti-Korruptionsbeauftragten in großen Unternehmen der Posten eines Chief Compliance Officer (CCO) geschaffen, der gesetzestreues Verhalten und die Einhaltung interner Richtlinien garantieren soll.

Außerdem dürfen die ADAC-Hubschrauber ab sofort nur noch für Rettungsflüge eingesetzt werden — ihre dienstliche Nutzung für ADAC-Spitzenvertreter ist nicht länger zulässig. Zudem will der ADAC eine externe Website freischalten, auf der Interessierte auch anonym auf Missstände hingewiesen werden kann.