Gabriel will auch bei Niedersachsen-Schlappe zu Steinbrück stehen
Friedewald/Berlin (dpa) - Die SPD-Führung will auch bei einer Wahlschlappe in Niedersachsen ihren Kanzlerkandidaten Peer Steinbrück nicht infrage stellen. „Egal wie die Niedersachsenwahl ausgeht: Es wird keine Diskussion um den Kanzlerkandidaten geben“, sagte Parteichef Sigmar Gabriel.
Spekulationen über eine mögliche Ablösung Steinbrücks seien „völliger Quatsch“ und eine Erfindung der Medien. „Da ist viel Wind vor der Haustür. Wir halten an Peer Steinbrück fest.“ Drei Monate nach seiner Nominierung durch den SPD-Vorstand ist Steinbrück in der Wählergunst massiv abgestürzt. Im neuen ZDF-Politbarometer liegt er im direkten Vergleich mit Kanzlerin Angela Merkel mit 25 zu 65 Prozent Unterstützung klar hinten. Bei der Niedersachsen-Wahl in einer Woche wird ein Kopf-an-Kopf-Rennen zwischen Rot-Grün und Schwarz-Gelb erwartet.
Gabriel räumte ein, dass die Debatten um Steinbrück nicht hilfreich für die SPD seien. Sie hätten „nichts zur Steigerung des Wohlbefindens der Bevölkerung mit der SPD beigetragen“, sagte er. SPD-Landeschef Thorsten Schäfer-Gümbel sagte, für die Landtagswahl um die Jahreswende 2013/14 könne die Hessen-SPD „mehr Rückenwind vom Bund gebrauchen“.
Unterstützung erhielt Steinbrück vom scheidenden rheinland-pfälzischen Ministerpräsident Kurt Beck, der seine Partei zur Solidarität mit dem Kanzlerkandidaten aufrief. „Was im Moment abläuft, ist eine üble Kampagne“, sagte Beck dem „Tagesspiegel“ (Sonntag). „Es reicht jetzt wirklich. Ich kann nur sagen auch an die Adresse meiner Partei: Jetzt erst recht mit und für Peer Steinbrück.“
Auch ein politischer Gegner nahm Steinbrück gegen übermäßige Kritik in Schutz. Bundestagspräsident Norbert Lammert (CDU) nannte in einem „Welt“-Interview die viel kritisierte Äußerung des früheren Finanzministers über die Höhe der Kanzlerbezüge zwar „unklug“, aber auch „ehrlich“ und „zutreffend“. Steinbrück hatte beklagt, dass in Deutschland der Bundeskanzler weniger verdiene als ein nordrhein-westfälischer Sparkassendirektor.
Der Kanzlerkandidat selbst will seinem Stil trotz seiner schlechten Umfragewerte treu bleiben. „Wir werden stärker über unsere Inhalte, über unsere Themen reden müssen“, sagte er der „Braunschweiger Zeitung“ (Samstag). „Ich will allerdings auch bei meinem Stil bleiben: Sagen, was ich denke. Viele Bürger sagen mir, sie wollten keine Politiker, die immer nur glatt geschliffene Antworten geben.“
Steinbrück räumte aber auch Fehler ein: Selbstkritisch gesehen hätte er die Reaktionen auf seine Äußerungen zum Kanzlergehalt vorhersehen müssen. „Aber die Alarmglocken haben nicht geläutet, weil ich und andere das ja auch vorher schon gesagt haben.“