Gauck: Mehr Offenheit für Flüchtlinge
Der Bundespräsident erinnert daran, dass auch unsere Vorfahren einst auf die Hilfe anderer angewiesen waren.
Berlin. Bundespräsident Joachim Gauck hat die Bürger zu mehr Offenheit und Toleranz gegenüber Flüchtlingen und Asylbewerbern aufgerufen. „Es gibt viele Gründe, warum Menschen ihre Heimat verlassen. Krieg und Hunger, Verfolgung und Not“, sagt Gauck in seiner Weihnachtsansprache. „Machen wir unser Herz nicht eng mit der Feststellung, dass wir nicht jeden, der kommt, in unserem Land aufnehmen können“, mahnte der Bundespräsident.
„Tun wir wirklich schon alles, was wir tun könnten?“, fragte der Bundespräsident. Auch unsere eigenen Vorfahren hätten Flucht und Vertreibung erfahren. „Im 19. Jahrhundert sind sie zu Millionen in die Neue Welt ausgewandert, und nach dem Zweiten Weltkrieg mussten Flüchtlinge und Vertriebene sich eine neue Heimat suchen“, sagte Gauck.
Auch heute seien Menschen an vielen Orten der Welt auf der Flucht. „Wir denken an das schreckliche Schicksal der Familien aus Syrien, wir denken an die Verzweifelten, die den gefährlichen Weg nach Europa über das Wasser wagen. Wir denken auch an die Menschen, die kommen, weil sie bei uns die Freiheit, das Recht und die Sicherheit finden, die ihnen in ihren Ländern verwehrt werden“, so der Bundespräsident.
Seit Menschengedenken seien alle Flüchtlinge erfüllt von der Sehnsucht nach dem besseren Leben. „Die Flüchtlinge, die zu uns kommen, kommen nicht mit der Erwartung, hier in ein gemachtes Bett zu fallen. Sie wollen Verfolgung und Armut entfliehen und sie wollen Sinn in einem erfüllten Leben finden.“
Der Bundespräsident würdigte in seiner Weihnachtsansprache zugleich das Engagement vieler Ehrenamtlicher in Deutschland. „Sie helfen in beeindruckender Weise bei Naturkatastrophen wie der großen Flut in diesem Sommer. Sie lindern Armut und verhindern Ausgrenzung. Sie kümmern sich um kulturelle Werte, fördern den Breiten- und Behindertensport, verteidigen Menschen- und Bürgerrechte, helfen Menschen, besser zu leben oder begleitet zu sterben.“
Gauck sagte an die Adresse der Ehrenamtlichen weiter: „Sie sind das große Geschenk für Deutschland. Ich danke Ihnen dafür, dass Sie unser Land so lebenswert machen.“