Größerer Schutz vor Fälschungen beim Pillen-Kauf
Hersteller und Apotheker kooperieren. Spezielle Codes auf Packungen werden im Laden überprüft.
Berlin. Bei den Apotheken in Deutschland gingen im vergangenen Jahr fast 1,6 Milliarden Arzneimittelpackungen über den Ladentisch. Doch nicht immer kann sich der Patient sicher sein, dass es sich um ein ordnungsgemäßes Präparat handelt. Mit einem gemeinsamen Sicherheitssystem wollen Apotheker, Hersteller und Großhändler nun gegen gefälschte Medikamente vorgehen.
Produktpiraterie ist auch auf dem Arzneimittelmarkt keine Seltenheit. 2012 beschlagnahmte der deutsche Zoll rund 321 000 Plagiate im Wert von 4,8 Millionen Euro. Um Fälschungen von den legalen Vertriebsketten fernzuhalten, hatte die EU bereits vor zwei Jahren eine Richtlinie in Kraft gesetzt. Demnach müssen längerfristig alle Medikamente auf ihre Echtheit hin überprüfbar sein.
Mit dem sogenannten Secur-pharm-System sollen die Vorgaben auch in Deutschland umgesetzt werden. Bereits fünf Monate nach Testbeginn habe sich das System als praxistauglich erwiesen, sagte der Vorstandssprecher von Securpharm, Reinhard Hoferichter, gestern bei einer Zwischenbilanz in Berlin.
Und so soll das neue Verfahren funktionieren: Die Arzneimittel-Firmen drucken auf die Packungen einen Data-Matrix-Code, wie er zum Beispiel schon bei Online-Bahntickets gängig ist. Der Code enthält eine individuelle Nummer, die in einer gemeinsamen Hersteller-Datenbank gespeichert ist. In der Apotheke wird der Code der Packung vor Abgabe an den Patienten mit einem speziellen Gerät geprüft (gescannt). Kommt es zu Unstimmigkeiten mit der Datenbank, darf das Medikament nicht verkauft werden, weil es sich womöglich um eine Fälschung handelt. Der Patient erhält eine andere Packung.
Bei Secur-pharm kooperieren drei Herstellerverbände, ein Großhandelsverband und die Apotheker-Organisation Abda miteinander. 24 Pharmaunternehmen und 280 Apotheken sind inzwischen an dem Projekt beteiligt. Seit Jahresbeginn wurden 3,5 Millionen ausgewählte Packungen codiert und mehr als 30 000 erfolgreich überprüft.
Die Zahlen klingen beeindruckend, doch in Wirklichkeit steckt das Vorhaben noch in den Kinderschuhen. Immerhin gibt es insgesamt 21 000 Apotheken, die an das System angeschlossen werden müssen.
Nach Angaben Hoferichters kämen bei Securpharm aber „täglich“ neue Teilnehmer hinzu. Der flächendeckende Aufbau des Systems soll 2017 abgeschlossen sein. Ab dann besteht eine EU-weite Pflicht zur Verifizierung aller Salben und Pillen.