Guttenberg nach Plagiatsvorwürfen: Ganz leise nach Afghanistan

Nur mit kleinem Tross und ohne Reporter reist der Minister zum Truppenbesuch. Derweil werden immer mehr Vorwürfe laut.

Berlin. Die Bilder sind noch in guter Erinnerung: Es ist gerade einmal zwei Monate her, dass Verteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg (CSU) mit seiner Frau Stephanie in Afghanistan einflog, um den Soldaten ein frohes Weihnachtsfest zu wünschen. Auch Moderator Johannes B. Kerner war mit großer Crew dabei. Der „Truppenbesuch mit Dame“ sorgte für Hohn bei der Opposition. Der Minister benutze die Soldaten als Kulisse zur Selbstinszenierung, hieß es.

Als Guttenberg nun nach Afghanistan zurückkehrte, war alles ganz anders: Das Hauptquartier in Masar-i-Scharif mied der Minister. In einer Nacht-und Nebel-Aktion flog er mit einem Hubschrauber direkt zum Außenposten OP North in der Unruheprovinz Baghlan. Dort im Kampfgebiet bezog er sein Nachtlager.

Der Tross des Ministers war diesmal sehr klein. Bilder gab es nur von der Bundeswehr. So wenig Aufhebens um eine Afghanistan-Reise Guttenbergs wurde bisher nur einmal gemacht — auf dem Höhepunkt der Kundus-Affäre, der Aufarbeitung des Bombardements zweier Tanklaster.

Jetzt ist Guttenberg wieder von Affären gebeutelt — und diesmal könnte es für ihn gefährlicher werden als damals. Nur wenige Stunden vor seiner Abreise nach Afghanistan wurden die ersten Plagiatsvorwürfe laut: Erst ging es um neun kopierte Stellen in seiner Doktorarbeit, am Donnerstag waren es schon mehr als 30 von 15 Autoren, die nicht als Zitate ausgewiesen worden sein sollen.

Unter anderem soll Guttenberg laut „Spiegel Online“ von einem seiner Vorgänger, dem Staatsrechtler und ehemaligen Verteidigungsminister Rupert Scholz (CDU), abgeschrieben haben. Dabei geht es um einen Beitrag mit dem Titel „Fünfzig Jahre Bundesverfassungsgericht“. Auch ein Absatz von der Internetseite der US-Botschaft soll übernommen worden sein.

Für Guttenberg tut sich eine weitere größere Baustelle auf — und das zu einem Zeitpunkt, an dem Bundeswehr-Affären wie die um die „Gorch Fock“ noch gar nicht aufgeklärt sind. Dann sind da noch die Großprojekte, die Guttenberg in den nächsten Monaten zu meistern hat. Der Umbau der Streitkräfte hat noch nicht einmal richtig begonnen. Selbst die Aussetzung der Wehrpflicht ist noch nicht gesetzlich umgesetzt.

Die größte Gefahr: Sein Markenkern — der Vertrauensbonus — kann Schaden nehmen. SPD-Fraktionsvize Gernot Erler bezweifelt, dass Guttenberg genug „Kraft, Konzentration und Autorität“ bleibt, um alle Herausforderungen zu meistern. Doch Guttenberg versucht erst einmal, Ruhe zu bewahren. Seine schon vor den Plagiatsvorwürfen geplante Afghanistan-Reise wollte er nicht absagen.