Gysi entschuldigt sich für Lafontaine-Vorstoß

Berlin (dpa) - Linksfraktionschef Gregor Gysi hat sich dafür entschuldigt, dass er ein Comeback von Ex-Parteichef Oskar Lafontaine ins Gespräch gebracht hat. „Ich wollte auf gar keinen Fall, dass sich die beiden Vorsitzenden durch diese Bemerkungen demontiert fühlen.

Das tut mir auch Leid“.

Das sagte Gysi in einem Gespräch mit der Nachrichtenagentur dpa. Er habe etwas anderes mit seiner Äußerung bewirken wollen, das auch eingetreten sei. Was das ist, wollte er nicht sagen.

Der Fraktionschef hatte vor zwei Wochen nach den Wahlschlappen der Linken in Baden-Württemberg und Rheinland-Pfalz gesagt, der saarländische Fraktionschef Lafontaine sei in einer „Notfallsituation“ zur Rückkehr auf die bundespolitische Bühne bereit. Dem Vernehmen nach wollte Gysi dies als Drohung an die Kritiker der umstrittenen Parteichefs Gesine Lötzsch und Klaus Ernst verstanden wissen. Er löste damit eine heftige Personaldebatte aus, die sogar eine Krisensitzung des geschäftsführenden Vorstands kurz vor Ostern erforderte.

Gysi zeigte sich zuversichtlich, dass der Streit jetzt beigelegt ist. „Die Personaldebatte ist im Kern jetzt beendet“, sagte er. Die Neuwahl der Doppelspitze stehe erst im Frühjahr kommenden Jahres an. „Und das reicht auch“, betonte er. „Diejenigen, die wichtig sind, haben das begriffen.“ In diesem Jahr stünden für die Linke noch drei Landtagswahlkämpfe und ein Programmparteitag an. „Deshalb denke ich, wir sind jetzt inhaltlich gefordert und nicht personell.“

Lafontaine hat sich zu dem Vorstoß Gysis bisher bedeckt gehalten. „Er muss sich überhaupt nicht äußern, es gibt ja keinen Notfall“, sagte Gysi dazu. Er verwies darauf, dass sich Lafontaine bereits bundespolitisch engagiere. “Zum Beispiel ist er Vorsitzender unserer internationalen Kommission und er nimmt teil an den Wahlkämpfen.“

Für die Niederlagen der Linken bei den jüngsten Landtagswahlen machte Gysi mehrere Ursachen aus. Neben dem Atomthema, mit dem die Partei nicht ausreichend punkten konnte, nannte er wahltaktisches Verhalten zugunsten anderer Parteien in Baden-Württemberg und Streit im rheinland-pfälzischen Landesverband. Zudem müsse die Linke lernen, ihre Themen „noch viel besser und zugespitzter zu den Leuten zu bringen“.

Den beiden Vorsitzenden gab Gysi keine Schuld am Misserfolg. „Einzelnen Personen die Schuld zu geben, greift viel zu kurz“, sagte er. „Es gibt bei uns den Hang, sich ein, zwei oder drei Personen auszusuchen, und das an denen festzumachen.“ Die heftige Debatte in seiner Partei in den vergangenen Wochen wertete der Fraktionschef als Überreaktion: „Eine linke Partei verträgt alles mit zwei Ausnahmen: Wir vertragen keine Erfolge und keine Niederlagen. Bei den Erfolgen drehen wir ein bisschen durch und bei den Niederlagen auch.“