Helmut Kohl bittet um Respekt für seine Privatsphäre
Der Altkanzler sieht in Büchern die Grenzen des guten Geschmacks verletzt — und die Wahrheit verfälscht.
Berlin. Seit Anfang des Jahres schlagen Bücher über die Familie Helmut Kohls hohe Wellen — jetzt meldet sich der Altkanzler (Foto) zu Wort, stocksauer. „Die öffentliche Zurschaustellung und Vermarktung meines Privatlebens durch Dritte empfinde ich als unangemessen“, heißt es in einer am Dienstag in Berlin veröffentlichten Erklärung seines Büros. Die Veröffentlichungen überschritten die Grenzen von Geschmack und Anstand weit und stünden „in wesentlichen Punkten mit der Wahrheit nicht in Einklang“, grantelt der Altkanzler.
Kohls Reaktion fällt wohl nicht grundlos so harsch aus: Zwei Bücher über das Leben des Altkanzlers sind derzeit im Buchhandel — und in beiden kommt er als Vater und Ehemann nicht gut weg.
Anfang des Jahres hatte Kohls Sohn Walter das Buch „Leben oder gelebt werden. Schritte auf dem Weg zur Versöhnung“ veröffentlicht — eine bittere Abrechnung. Walter porträtiert den Vater als gefühlskalten und distanzierten Menschen, der stets die Politik über die eigene Familie gestellt habe.
Nun hat jüngst der Journalist Heribert Schwan, nach eigenem Bekunden ein langjähriger naher Begleiter von Kohls Frau Hannelore, ein Buch über sie veröffentlicht. In „Die Frau an seiner Seite — Leben und Leiden der Hannelore Kohl“ schildert er sie als einsame Frau, die unter vielen Zwängen leidend über Jahre an diesen zugrunde ging.
Am 5. Juli jährt sich der Todestag von Hannelore Kohl zum zehnten Mal. In Abschiedsbriefen hatte sie ihren Suizid mit einer seltenen Lichtallergie begründet.
Persönlich wolle sich der Altkanzler zu den Büchern nicht im Detail äußern, heißt es in Kohls Erklärung: „Ich bitte um Respekt für meine Privatsphäre und überlasse es der Öffentlichkeit, selbst zu beurteilen, welche Interessen den Publikationen in Wahrheit zugrunde liegen."