Höhere Strompreise im Süden Deutschlands
München/Brüssel (dpa) - In Bayern und Baden-Württemberg drohen Verbrauchern nach einem „Spiegel“-Bericht bis zu zehn Prozent höhere Strompreise als im Norden der Republik.
Dies gehe aus einer Studie im Auftrag der EU-Kommission hervor, schreibt das Magazin. Darin untersuchten Strommarktexperten, welche Auswirkung eine Teilung des deutschen Elektrizitätsmarkts in eine nördliche und eine südliche Preiszone haben würde. Zu dieser Trennung werde die EU-Kommission Deutschland womöglich drängen, wenn die beiden geplanten Trassen, die Windstrom vom Norden in den Süden leiten sollen, nicht gebaut werden.
Versorgungsengpässe insbesondere in Bayern verursachen schon heute laut „Spiegel“ Kosten in dreistelliger Millionenhöhe, die bislang Stromkunden bundesweit mittrügen. Diese Situation werde sich durch die Abschaltung von drei bayerischen Atomkraftwerken bis 2022 verschärfen. Dennoch hatte Ministerpräsident Horst Seehofer (CSU) vorige Woche den Bau der Stromtrassen generell infrage gestellt.
Nach „Focus“-Informationen droht Seehofer die Energiewende-Planung von Bundeswirtschaftsminister Sigmar Gabriel (SPD) zu torpedieren. Der Regierungschef wolle erst untersuchen lassen, ob die neuen Superleitungen überhaupt gebraucht werden. Der Chef der Deutschen Energie-Agentur (dena), Stephan Kohler, warnte im „Focus“: „Kommen die Stromtrassen nach Bayern nicht, dann müssten die Länder im Norden sofort aufhören, neue Windkraftanlagen zu installieren.“ Die Ankündigung Seehofers, statt auf importierten Windstrom auf eigene Gaskraftwerke zu setzen, sei unrealistisch. Neue Gaskraftwerke rechneten sich zurzeit nur mit Subventionen. „Dann hätten wir einen gespaltenen Energiemarkt“, so Kohler. „In Bayern wäre der Strom teurer als im Norden, wo Überfluss herrscht.“