Höhn führt NRW-Grüne in Wahl
Parteitag wählt Ex-Landesministerin auf Platz eins der Liste.
Hagen. Mit einer gehörigen Portion Selbstbewusstsein und einem mindestens ebenso großen Machthunger gehen die nordrhein-westfälischen Grünen in den anstehenden Bundestagswahlkampf. Die ehemalige NRW-Umweltministerin Bärbel Höhn (60) wird die Partei in die Kampagne führen, an deren Ende nach dann acht Jahren Opposition die Rückkehr an die Regierungsmacht stehen soll.
Auf dem Parteitag gestern in Hagen wählten die Delegierten die immer noch populäre Oberhausenerin mit für Grünen-Verhältnisse sehr guten 86,6 Prozent auf Platz eins der Landesliste.
Mit einem klaren Bekenntnis für eine rot-grüne Koalition wollen die Grünen antreten, aber ebenso klar schließen sie andere Koalitionen nicht aus. „Die SPD schließt ja auch eine große Koalition nicht aus“, sagte Landesparteichefin Monika Düker. In Hagen wurde immer wieder auf das Beispiel der NRW-Landtagswahl verwiesen. Dort habe man auch jede „Ausschließeritis“ vermieden und gleichwohl Rot-Grün geschafft.
Grün oder Merkel heiße die Parole für den Urnengang im kommenden September, sagte die frisch gekürte Spitzenkandidatin der Bundespartei, Katrin Göring-Eckardt. Ihr Auftritt war mit Spannung erwartet worden, bedeutete er doch eine Premiere für einen NRW-Parteitag.
Sie sprach 25 Minuten, nannte die NRW-Grünen ein Vorbild, weil sie in Düsseldorf den Nachweis der Regierungsfähigkeit erbringen. Auffallend ihre Attacken gegen die Kanzlerin. Deren 98-Prozent-Ergebnis beim CDU-Parteitag verglich sie mit Resultaten von Erich Honecker. „Wie Honecker hat auch Merkel den Zugang zum Bürger verloren“, keilte die Ostdeutsche Göring-Eckardt gegen die Ostdeutsche Merkel.
Bei der Wahl gehe es neben dem Großthema Energiewende vor allem um den gesellschaftlichen Zusammenhalt, so Göring-Eckardt. Hier seien die Grünen die wahren Bürgerlichen, während CDU und FDP „die wahren Radikalen sind“.
Temperamentvoll warb Höhn um Zustimmung der Delegierten. „In der Energiepolitik stehen wir vor einem gewaltigen Durchbruch. Er gelingt aber nur, wenn wir regieren.“ Bundesumweltminister Peter Altmaier (CDU) warf sie krasses Versagen vor, sein Verhalten auf der Weltklimakonferenz sei peinlich gewesen. „Früher war Deutschland Vorreiter, heute lachen die anderen über uns.“ Das werde sich erst ändern, wenn Grüne wieder regieren.
Hinter Höhn rangieren Volker Beck und Britta Haßelmann auf den nächsten Listenplätzen.