Impfen ohne Angst: Kassen zahlen nicht
Erstmals ist ein spezielles Medikament für Kinder auf dem Markt. Es macht das leidige Spritzen überflüssig.
Düsseldorf. Kinderärzte schlagen Alarm: Erstmals gibt es in Deutschland einen Grippe-Impfstoff, der speziell für Kinder entwickelt wurde. Doch ein Großteil der Kleinen in NRW wird nicht in den Genuss dieses Medikamentes kommen. Der Grund: Die gesetzlichen Kassen übernehmen die Kosten nicht.
Sie zahlen nur den „wirtschaftlichsten Impfstoff“, sprich den kostengünstigsten. „Dabei hat das Präparat kaum Nebenwirkungen und wird über die Nase eingeatmet. Das unangenehme Piksen entfällt“, sagt Wolfram Hartmann, Präsident des Berufsverbandes der Kinder- und Jugendärzte, unserer Zeitung.
„Die Ärzte sind aber dazu angehalten, das wirtschaftlichste Präparat auszusuchen“, sagt André Maßmann, Sprecher der AOK Rheinland. „Halten sie sich nicht daran, können sie in Regress genommen werden“, ergänzt Karin Hamacher von der Kassenärztlichen Vereinigung Nordrhein.
„Der neue Impfstoff kostet etwa 20 Euro, der kostengünstigste um die fünf Euro“, so Kinderarzt Hartmann. „Das spezielle Präparat für Kinder kann nur verordnet werden, wenn der Patient unter einer Spritzenphobie leidet.“ Wer trotzdem möchte, dass sein Kind die schonende Variante bekommt, muss die 20 Euro selbst zahlen. Die privaten Krankenkassen dagegen erstatten den Betrag.
Jährlich werden etwa 300 000 Kinder gegen Grippe geimpft. Die Mehrkosten für den neuen Impfstoff, der in den USA seit drei Jahren an Kinder verabreicht wird, würden etwa 4,5 Millionen Euro betragen. Hartmann ärgert sich, dass die Kassen nicht bereit sind, die Kosten zu tragen: „Dabei haben Kinder ein Recht auf bestmögliche Versorgung und auf Medikamente, die auf sie zugeschnitten sind.“ Ein weiterer Vorteil wäre, dass mehr Eltern ihre Kinder impfen lassen würden, ist sich der Mediziner sicher. Sie sind Hauptüberträger von Grippeviren.