In Düsseldorf den Frieden studieren
Die Heine-Uni bietet ein Studienjahr für Israelis, Jordanier und Palästinenser an — Menschen, die sich sonst kaum begegnen.
Jerusalem. „European Studies“ heißt ein Konzept, das möglich macht, was eigentlich undenkbar scheint: Junge Menschen aus Israel, den Palästinensergebieten und Jordanien lernen gemeinsam. Im Pulverfass Nahost kann diese Idee — entwickelt von Friedensfreunden in allen drei Ländern — nicht funktionieren. Aber auf neutralem Boden, genauer: in Düsseldorf. Dort treffen sich Studenten aus allen drei Gebieten zu einem gemeinsamen Studienjahr.
Am Montag schilderten israelische und palästinensische Studenten in Jerusalem ihre Erfahrungen — der Termin fand während der Israel-Reise von Ministerpräsidentin Hannelore Kraft (SPD) statt.
Zunächst einmal gab es jede Menge Lob für die Deutschen und die Heinrich-Heine-Universität. Der Palästinenser Vazid Zahda zeigte sich begeistert von seiner Zeit am Rhein: „Ich kannte das Vorurteil, dass Deutsche stur seien. Doch ich hatte keine Probleme, ich bin auf die Leute zugegangen und habe tolle Erfahrungen gemacht. Allerdings gab es auch einige, die nichts von den Palästinensern wissen wollten.“
Vor allem über das politische System der Europäischen Union habe er viel gelernt. Das Wissen kann er in seiner Heimatstadt Hebron einsetzen, wo er mit Entwicklungshilfeorganisationen zusammenarbeitet.
Dass es im Studium auch darum geht, Vorurteile abzubauen, darüber waren sich alle einig: „Eine sehr gute Idee“, sagte die Israelin Shira Lanir. Sie sei sehr nervös gewesen, aber schnell sei das Eis gebrochen. Der Dialog hat im fernen Düsseldorf also sehr gut funktioniert, doch in der Heimat kann er noch nicht im gleichen Maße umgesetzt werden, wie der Palästinenser Adeeb Saleem sagte. „Aus unseren Erfahrungen einen dauerhaften Prozess zu machen, ist die große Herausforderung.“
Einen Wunsch für den Düsseldorfer Studiengang, an dem 27 Studenten teilnehmen, hatte er aber auch noch: „Mehr deutsche Studenten in den Kursen wären gut.“
Vor allem für die Palästinenser ist der Studiengang und war auch am Montag die Diskussion mit Hannelore Kraft eine gute Gelegenheit, ihre zentrale Botschaft direkt den Israelis zu übermitteln: „Wir sind eine Nation, so müsst ihr uns behandeln“, wie Vazid Zahda sagte.