Jeder fünfte 15-Jährige scheitert an Alltagsproblemen

Berlin (dpa) - Jeder fünfte 15-Jährige in Deutschland ist mit dem Lösen von Alltagsproblemen überfordert. Das zeigt eine am Dienstag veröffentlichte Sondererhebung des fünften Pisa-Schulvergleichstest.

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Zu den Aufgaben zählte etwa der Kauf einer Fahrkarte am Automaten, das Einstellen einer Klimaanlage und eines MP3-Players sowie die Suche nach der besten Verbindung auf einem Stadtplan. Alles in allem sind die deutschen Teenager aber leicht besser als der Durchschnitt der Industrieländer.

Die Spitzenreiter unter den 44 OECD-Staaten - Singapur, Korea und Japan - kommen einmal mehr aus dem fernen Osten. Beste Europäer sind die Finnen. Die deutschen Schüler landeten je nach Aufgabenstellung auf den Plätzen 12 bis 21, und damit unmittelbar vor den USA, Belgien und Österreich.

Die weltweit 85 000 Schüler - in Deutschland 1350 - mussten für die Alltagsprobleme am Computer Lösungen finden. Dabei zeigte sich: Schülerinnen und Schüler, die in Mathematik, Lesekompetenz und Naturwissenschaften gut sind, sind es auch beim Problemlösen.

Die 15-Jährigen in Deutschland blieben hinter den Erwartungen zurück, die nach den Ergebnissen des Vorjahres in Mathematik, Lesen und Naturwissenschaften möglich schienen. Dies gilt laut OECD vor allem für das schwächste Drittel: Von diesen erreichen fast 20 Prozent nicht einmal das Basisniveau (Level zwei). In Japan und Korea sind dies weniger als sieben Prozent.

Zu den leistungsstärksten Problemlösern (Level fünf und sechs) gehören in Deutschland rund 13 Prozent der 15-Jährigen. In Japan und Korea sind dies aber deutlich mehr als 20 Prozent. Dabei schneiden Schüler besser als Schülerinnen ab. In der Spitzengruppe sind in Deutschland zu 60 Prozent Jungen und nur zu 40 Prozent Mädchen vertreten.

Die Ergebnisse zeigen weiter, dass beim kreativen Problemlösen soziale Herkunft und ökonomischer Hintergrund weniger prägend sind als bei den sonstigen Pisa-Schulleistungen. Gleichwohl sehen die OECD-Experten auch hier einen Zusammenhang.

Denn Kinder aus ärmeren Familien haben „oft keinen Zugang zu den besten Schulen und Lehrern“, sagte der Hauptautor der Studie, Francesco Avvisati. Dies wirke sich dann nicht nur bei den Leistungen in Mathematik, sondern auch beim Lösen differenzierter Probleme aus. Dies gilt hierzulande auch für 15-Jährige mit Migrationshintergrund.

Pisa als weltweit größter Schultest wird seit 2000 alle drei Jahre von der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) in Paris organisiert. Das Kürzel „Pisa“ steht für „Programme for International Student Assessment“. Spitzenreiter Singapur erreichte in dem Test 562 Punkte, Deutschland 509 Punkte. Kolumbien als Tabellenletzter kam auf 399 Punkte.

Das nur äußerst mäßige deutsche Abschneiden vor allem bei Lesen/Textverständnis hatte beim ersten Test in der Öffentlichkeit den sogenannten Pisa-Schock ausgelöst. Die Kultusminister brachten daraufhin zahlreiche Schulreformen auf den Weg, darunter einheitliche Bildungsstandards für alle 16 Bundesländer.

Die Testergebnisse zeigen nach Ansicht Avvisatis für das deutsche Schulsystem, dass für schwächere Schüler mehr Gewicht auf selbstständiges Lernen gelegt werden sollte. Nur so würden auch sie befähigt, „unvertraute Situationen und Nicht-Routine-Aufgaben“ zu bewältigen.