Katholische Kirche will Weltbild-Verlag verkaufen
Augsburg/Bonn (dpa) - Nach der wochenlangen Diskussion um Erotiktitel im Angebot des katholischen Weltbild-Verlages will sich die Kirche so schnell wie möglich vom Unternehmen trennen.
Die Gesellschafter hätten beschlossen, dass „Maßnahmen für eine Veräußerung der Verlagsgruppe Weltbild GmbH ohne jeden Verzug entschlossen aufgenommen werden“, teilte Weltbild am Dienstag in Augsburg mit.
Der Verlag mit rund 6400 Mitarbeitern und einem Jahresumsatz von zuletzt mehr als 1,6 Milliarden Euro gehört zwölf katholischen Diözesen, dem Verband der Diözesen Deutschlands und der Soldatenseelsorge Berlin. Er zählt zu den größten Buchhändlern Deutschlands und ist unter anderem an Internetfirmen und den Filialen der Buchkette Hugendubel beteiligt. Vor drei Jahren hatten die Bischöfe schon einmal einen Verkauf von Weltbild geplant. Dieser scheiterte jedoch unter anderem an der Wirtschaftskrise.
Der Entschluss zum Verkauf fiel am Montagabend bei einer Tagung des Ständigen Rates der Deutschen Bischofskonferenz in Würzburg. „Es ist der Geschäftsführung nicht gelungen, die internetgestützte Verbreitung sowie Produktion von Medien, die den ideellen Zielen der Gesellschafter widersprechen, (...) hinreichend zu unterbinden“, teilte die Vollversammlung des Verbandes der Diözesen Deutschlands am Dienstag in Bonn mit. Darunter habe vor allen die Glaubwürdigkeit der Verlagsgruppe und ihrer Gesellschafter gelitten. „Kirchliche und soziale Implikationen einer Veräußerung verdienen eine besondere Beachtung“, betonte Weltbild.
Als Konsequenz wird die Geschäftsführung nun an die kurze Leine genommen: Alle zwei Wochen muss sie über die „eingeleiteten und durchgeführten Maßnahmen zur Einhaltung der Unternehmensziele im Sinne der Satzung berichten“. Darüber hinaus soll sie vierteljährlich einen mündlichen und schriftlichen Bericht zu Fortschritten beim Verkauf des Unternehmens abliefern. Außerdem wurden der bereits in der vergangenen Woche zurückgetretene Aufsichtsratschef Klaus Donaubauer und zwei weitere Mitglieder des Kontrollgremiums ersetzt.
Weltbild-Chef Carel Halff reagierte auf die Ankündigungen „mit Demut und dankbar für die großartige Zeit“. Zugleich versuchte er eine Rechtfertigung: „Wir haben uns immer bemüht, den Anforderungen der Gesellschafter gerecht zu werden.“ Bei der Fülle der Titel im Internet lasse sich das Angebot aber nicht immer in vollem Umfang kontrollieren. „Wir bedauern zutiefst, dass durch einzelne Internetangebote, mögen sie wirtschaftlich noch so unbedeutend gewesen sein, die Glaubwürdigkeit der Gesellschafter und des Unternehmens gelitten hat“, sagte Halff.
Der Augsburger Medienkonzern war im Oktober in kircheninterne Kritik geraten, weil er im Internetangebot auch Erotik- und Esoterik-Literatur mit Titeln wie „Schlampen-Internat“ oder „Anwaltshure“ hatte. Auch Papst Benedikt XVI. äußerte sich Anfang November indirekt zu der Debatte. Er mahnte, dass es an der Zeit sei, die „Verbreitung von Material erotischen oder pornografischen Inhalts, gerade auch über das Internet, energisch einzuschränken“. Der Vatikan werde darauf achten, dass der Einsatz gegen die Missstände seitens der katholischen Kirche in Deutschland entschiedener und deutlicher erfolge.
Einen möglichen Verkauf brachte schließlich der Kölner Kardinal Joachim Meisner ins Spiel. „Es geht nicht, dass wir in der Woche damit Geld verdienen, wogegen wir sonntags predigen“, sagte er am Wochenende.