Bundesweite Befragung der Kirche Kirchen beklagen Übergriffe auf Christen in Flüchtlingsheimen

Berichte über Gewalt gegen Christen in Unterkünften für Asylbewerber gab es schon mehrfach. Die Kirchen wollten nun mehr Licht ins Dunkel bringen.

Symbolbild

Foto: dpa/JM

Bonn. Christliche Flüchtlinge sind in Asylbewerberunterkünften nach einer bundesweiten Befragung der Kirchen Einschüchterung, Benachteiligung und Gewalt ausgesetzt. Besonders vom Islam zum Christentum übergetretene Menschen berichteten vergleichsweise häufig von körperlichen Übergriffen bis hin zu Morddrohungen, teilten die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) und die Deutsche Bischofskonferenz (DBK) am Dienstag mit. Konkrete Zahlen ergab die Erhebung aber nicht.

Bei der Befragung hätten etliche Flüchtlinge gesagt, dass sie in den Asylbewerberheimen Angst hätten, sich offen zu ihrem christlichen Glauben zu bekennen. Eine flächendeckende und systematische Diskriminierung von Christen und anderen religiösen Minderheiten sei in den Unterkünften aber nicht festzustellen, so die Kirchen.

Insbesondere in Berlin soll es immer wieder vorgekommen sein, dass muslimische Mitarbeiter privater Sicherheitsdienste christliche Asylbewerber gezielt benachteiligten - etwa indem sie sie in Warteschlangen zurückdrängten. Auch Übersetzer sollen für Angehörige religiöser Minderheiten gezielt tendenziöse und verfälschte Dokumente angefertigt haben, teilten die Kirchen mit. Zudem seien Christen gemeinsam mit Muslimen zum Morgengebet geweckt und zur Teilnahme aufgefordert worden.

Auf Basis positiver Erfahrungen in Flüchtlingsheimen in kirchlicher Trägerschaft empfehlen DBK und EKD eine sorgfältige Auswahl des Personals, das über interkulturelle und interreligiöse Kompetenzen verfügen und geschult werden sollte. Gebetsräume für alle Glaubensrichtungen und auf Wunsch auch eine getrennte Unterbringung von Menschen unterschiedlichen Glaubens seien hilfreich. Allerdings müsse der Staat auf Übergriffe auch mit dem Strafrecht reagieren.

Schon mehrfach hatte es Berichte über Übergriffe auf christliche Flüchtlinge in Asyleinrichtungen gegeben, allerdings ohne ein klares Bild oder allgemeine Aussagekraft, so die Kirchen. Sie kritisierten, dass manche die Berichte zur Propaganda gegen muslimische Flüchtlinge oder den Islam im Allgemeinen missbraucht hätten. Andere indes hätten die Berichte nicht wahrhaben wollen oder bagatellisiert, um das eigene Weltbild nicht in Frage zu stellen. dpa