Kirchenobere tagen in Münster ohne Tebartz-van Elst
Münster (dpa) - Der scheidende Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Robert Zollitsch, hat die katholische Kirche ermahnt, sich konsequent an die Seite der Schwachen zu stellen.
„Wir dürfen nicht übersehen, dass es neben der materiellen Not vor allem große seelische Not gibt“, predigte er laut Manuskript am Montag beim Eröffnungsgottesdienst der Frühjahrsvollversammlung der Bischöfe im Dom zu Münster.
Dies betreffe etwa Kinder, die unter der Trennung ihrer Eltern litten, oder ältere und kranke Menschen ohne soziale Kontakte. „Da ist es wichtig, dass wir im Namen Jesu an der Seite dieser Menschen stehen und für sie da sind, ihre Würde verteidigen, die ihnen oft genug genommen wird.“
Zu dem viertägigen Treffen versammelten sich mehr als 60 Bischöfe und Weihbischöfe, die am Mittwoch aus ihrer Mitte einen neuen Vorsitzenden bestimmen. Der 75-jährige Freiburger Erzbischof Zollitsch gibt das Amt nach sechs Jahren aus Altersgründen ab. Wer sein Nachfolger wird, ist offen.
Der umstrittene Limburger Bischof Franz-Peter Tebartz-van Elst kam nicht nach Münster, das stand am Nachmittag endgültig fest. Zuvor hatte es ein längeres Verwirrspiel um die Vertretung des Limburger Bistums bei dem viertägigen Treffen gegeben, da Tebartz-van Elst nicht abgesagt hatte und laut Bistum nicht zu erreichen war. Nun wird Limburg durch Weihbischof Thomas Löhr vertreten.
Papst Franziskus hatte den wegen hoher Baukosten für seinen Bischofssitz in die Kritik geratenen Limburger Oberhirten im Oktober bis zur Klärung der Vorwürfe beurlaubt. Allen Bitten der deutschen Bischöfe und des Bistums zum Trotz wird sich die Entscheidung über seine Zukunft weiter verzögern.
Denn nach Einschätzung Zollitschs wird der Papst frühestens in der kommenden Woche darüber befinden, wie es mit Tebartz-van Elst weitergeht. In den nächsten Tagen seien alle zuständigen Würdenträger im Vatikan in Exerzitien. „Wir hoffen, dass eine Entscheidung (des Papstes) nicht zu lange auf sich warten lässt im Interesse aller Beteiligten“, fügte Zollitsch hinzu.
Am Dienstag wollen die Bischöfe in Münster zunächst ausgiebig über grundsätzliche Herausforderungen für die krisengeschüttelte katholische Kirche beraten, wie Zollitsch zum Auftakt mitteilte. Dabei geht es etwa um den Umgang mit wiederverheirateten Geschiedenen, die derzeit nicht am Abendmahl teilnehmen dürfen. Auch die Ergebnisse der jüngsten, vom Papst angestoßenen Umfrage sind Thema, nach der viele Katholiken mit der konservativen Sexualmoral ihrer Kirche nichts anfangen können.
Zur dann am Mittwoch anstehenden Wahl eines neuen Vorsitzenden sagte der Kirchenrechtler Thomas Schüller der Nachrichtenagentur dpa: „Das Rennen ist so offen wie noch nie. Die Generation der durch das Konzil geprägten Bischöfe hört auf. Und in der Spitze zeigt sich das gleiche wie bei den Priestern.“ Und: „Die katholische Kirche hat ein Personalproblem.“
Nach Einschätzung des Münsteraner Bischofs Felix Genn muss in die Kirche vor allem verloren gegangenes Vertrauen zurückgewinnen. Nach den Skandalen um sexuellen Missbrauch und Diskussionen um die Kirchenfinanzierung sei dies vorrangiges Ziel. Die kritische Initiative „Wir sind Kirche“ forderte die Bischöfe auf, im Geiste von Papst Franziskus Reformen umzusetzen.
Zollitsch äußerte sich skeptisch zu einem möglichen Umzug der Bischofskonferenz von Bonn nach Berlin. „Es wird in dieser Frage keinen Schnellschuss geben“, versicherte er. Es gebe in der Frage einiges zu Bedenken. „Es ist nach meiner Erfahrung gar nicht schlecht, das Sekretariat in Bonn und eine politische Vertretung in Berlin zu haben“, fügte er hinzu. Vor kurzem hatte Augsburgs Bischof Konrad Zdarsa in der „Lausitzer Rundschau“ den kompletten Umzug in die Hauptstadt vorgeschlagen, unter anderem, um den Apparat zu verschlanken.