Katholische Bischöfe suchen neuen Chef
Wer folgt auf Erzbischof Robert Zollitsch? Die Anforderungen sind enorm.
Münster. Ein Jahr nach der Wahl von Papst Franziskus steht die katholische Kirche in Deutschland vor einer neuen Zäsur.
In dieser Woche bestimmen 66 Bischöfe und Weihbischöfe auf ihrer am Montag beginnenden viertägigen Frühjahrsversammlung in Münster einen neuen Vorsitzenden.
Zwar wird am Mittwoch über dem Schieferdach des Priesterseminars kein weißer Rauch aufsteigen wie über der Sixtinischen Kapelle nach der Papstwahl, doch ist die Entscheidung des Führungsgremiums nicht minder spannend.
Denn dem neuen „Gesicht“ des Katholizismus deutscher Prägung kommt in einer Zeit, in der sich die Kirche gegen Krisen stemmt, eine wichtige Rolle zu.
Freiburgs Erzbischof Robert Zollitsch (75) gibt das Amt nach sechs Jahren aus Altersgründen auf. Wer auf ihn folgt, ist offen. Theologisch unangreifbar, politisch überzeugend, leitungserfahren, gut vernetzt, redegewandt, diplomatisch und nicht zu alt: Das Anforderungsprofil für den Vorsitzenden der Bischofskonferenz hat es in sich.
Er muss die kirchliche Lehre offensiv und glaubwürdig vertreten, mit Medien umgehen, Kontakte zu politischen Entscheidern pflegen, in der Debatte um Sterbehilfe oder soziale Ungerechtigkeit kirchliche Positionen zur Geltung bringen.
Er muss zudem in Rom, wo Franziskus seit einem Jahr für frischen Wind sorgt, Freiräume schaffen für die Ortskirche. Er muss dialogfähig sein mit Protestanten und Muslimen. Das Zentralkomitee der deutschen Katholiken (ZdK) als Vertretung der Laien hat ebenfalls Erwartungen an den „Neuen“:
„Wir erwarten, dass der Dialogprozess ungebrochen und mit neuer Kraft fortgesetzt wird“, sagte ZdK-Sprecher Theodor Bolzenius. Ein „offener und angstfreier Dialog“ mit den Laien, Transparenz und das eigene Verhalten bei Investments oder beim kirchlichen Arbeitsrecht seien Basis dafür.
Die Entscheidung wird nicht leicht. Bischöfe aus 27 Diözesen, dazu Dutzende Weihbischöfe — die Bischofskonferenz ist alles andere als homogen zusammengesetzt. Reformorientierte und konservative Kräfte prallen hier aufeinander. Hinzu kommen unterschiedliche Sozialisation, landsmannschaftliche Prägungen und Altersgruppen.