Erneuter Treibhausgas-Anstieg gefährdet Deutschlands Klimaziele
Berlin (dpa) - Die Deutschen sehen sich gern als Vorreiter beim Klimaschutz. Doch die Zahlen sprechen eine andere Sprache. Im vergangenen Jahr stieg hierzulande erneut der Ausstoß an Treibhausgasen.
Deutschland hat 2013 trotz des Ökostromausbaus erneut mehr Treibhausgase ausgestoßen und setzt damit seine internationale Vorreiterrolle im Klimaschutz aufs Spiel. Im vergangenen Jahr wurden rund 951 Millionen Tonnen an klimaschädlichen Treibhausgasen in die Luft geblasen, ein Anstieg um 1,2 Prozent im Vergleich zu 2012. Das geht aus vorläufigen Berechnungen des Umweltbundesamtes (UBA) hervor, die der Deutschen Presse-Agentur am Sonntag vorlagen.
Bundesumweltministerin Barbara Hendricks (SPD) bestätigte die Zahlen und bewertete sie als besorgniserregenden Trend, weil im zweiten Jahr in Folge die Emissionen wieder zunahmen. „Wir haben einen Teil der bereits erreichten Treibhausgasminderungen wieder verspielt. Wir müssen jetzt alles daran setzen, den CO2-Ausstoß wieder zu senken“, sagte Hendricks der dpa.
Der europäische Handel mit Verschmutzungsrechten, die Firmen zukaufen müssen, sollte deshalb schon 2016 und nicht erst 2020 reformiert werden. Der Preis der CO2-Papiere ist im Keller, weil es zu viele Zertifikate gibt. Das hat die Stromerzeugung aus Braun- und Steinkohle angeheizt, während klimafreundliche Gaskraftwerke aus dem Markt gedrängt werden.
Der Kohlendioxid-Ausstoß (CO2) allein nahm 2013 um 1,5 Prozent zu - verantwortlich waren mehr Kohlestrom sowie der lange Winter, in dem auch mehr Gas und Öl zum Heizen gebraucht wurde.
Bereits im Januar war bekannt geworden, dass die Stromproduktion aus Braunkohle im vergangenen Jahr auf den höchsten Wert seit 1990 geklettert war. Nach vorläufigen Zahlen der Arbeitsgemeinschaft Energiebilanzen wurden mehr als 162 Milliarden Kilowattstunden Strom in Braunkohlekraftwerken erzeugt. 1990, als noch viele alte DDR-Anlagen liefen, waren es knapp 171 Milliarden gewesen.
Die Grünen warfen Angela Merkel (CDU) vor, damit „den Wechsel von der Klimaschutzkanzlerin zur Klimawandelkanzlerin nun vollständig vollzogen“ zu haben. „Statt die Energiewende endlich zur Chefsache zu erklären und den Ausbau der Erneuerbaren Energien und die Energieeffizienz voran zu bringen, gewährt sie der Kohle Bestandsschutz“, kritisierte die Parteivorsitzende Simone Peter.
Deutschland hat sich verpflichtet, im Jahr 2020 40 Prozent weniger Treibhausgase als 1990 auszustoßen. Nach den UBA-Zahlen wurden bisher nur 23,8 Prozent Minderung erreicht. Dass der Treibhausgas-Anstieg insgesamt mit 1,2 Prozent trotz des Kohlebooms vergleichsweise moderat ausfiel, lag am Ökostrom, der inzwischen einen Anteil von knapp 25 Prozent hat.