Klimaforscher: Merkels Klimapolitik doppelzüngig
Berlin (dpa) - Der Klimaforscher Mojib Latif vom Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung in Kiel wirft Kanzlerin Angela Merkel eine doppelzüngige Klimapolitik vor.
„Deutschlands Ziele sind immer noch ehrgeizig“, sagte Latif der „Passauer Neuen Presse“ (Dienstag). Sie stimmten aber nicht mehr mit dem politischen Handeln der Bundesregierung überein. „Frau Merkel schützt in Brüssel die Interessen der deutschen Automobilindustrie und hat die Effizienzrichtlinie verwässert. Das ist doppelzüngig“, sagte Latif. „Man kann sich international nicht als Musterschüler aufspielen und dann in Europa alles blockieren, wenn es darauf ankäme.“
Bei einer Klimakonferenz in Berlin hatte Merkel am Montag vor einer dramatischen Erderwärmung um bis zu vier Grad gewarnt, wenn sich die Welt nicht rasch auf verbindliche Klimaschutzzusagen einige.
Bundesumweltminister Peter Altmaier (CDU) will heute mit den 35 Teilnehmerstaaten des Petersberger Klimadialogs weiter über eine stärkere Reduzierung des CO2-Ausstoßes beraten.
Am Mittag will Altmaier mit Katars Vizepremierminister Abdullah bin Hamad Al-Attiyah über die Ergebnisse der Konferenz informieren. In Katar findet von Ende November an die nächste Klimakonferenz der Vereinten Nationen statt, das Berliner Treffen dient vor allem der Vorbereitung darauf. 2011 war bei der UN-Klimakonferenz im südafrikanischen Durban beschlossen worden, bis 2015 einen Weltklimavertrag auszuarbeiten. Die Details sind aber noch unklar.
Da 2012 das Kyoto-Protokoll als bisher einziges verbindliches Instrument zur Reduzierung von Treibhausgasen ausläuft, muss für den Übergang bis zu einem Weltklimavertrag eine Anschlussregelung gefunden werden. Das Problem ist aber, dass Kyoto ohnehin nur Staaten bindet, die 15 Prozent der Emissionen verursachen. China und die USA mit zusammen 40 Prozent der CO2-Ausstöße machen hier nicht mit.
Geklärt werden muss auch noch, wie ein Klimafonds gefüllt werden soll. Ab 2020 sollen bis zu 100 Milliarden Dollar jährlich für Klimaschutzmaßnahmen gerade für ärmere Länder zur Verfügung stehen.