GKV-Spitzenverband alarmiert Krankenkassen haben 2019 Defizit von 1,5 Milliarden Euro eingefahren

Berlin · Jens Spahn ist nicht beunruhigt angesichts des Milliardendefizits der Krankenkassen im vergangenen Jahr. Anders hingegen reagiert der GKV-Spitzenverband. Der zeigte sich alarmiert und verwies auf die Kosten, die durch die Corona-Epidemie entstehen könnten.

Die gesetzlichen Krankenkassen haben im vergangenen Jahr erstmals seit 2015 ein Defizit eingefahren.

Foto: dpa/Jens Kalaene

Die gesetzlichen Krankenkassen haben im vergangenen Jahr erstmals seit 2015 ein Defizit eingefahren - und zwar in Höhe von 1,5 Milliarden Euro. Ausgaben von 251,9 Milliarden Euro standen Einnahmen von 250,4 Milliarden Euro gegenüber, wie das Bundesgesundheitsministerium am Freitag mitteilte. Die Kassen hätten ihre Finanzreserven abgebaut, um Beitragssteigerungen zu vermeiden, erklärte Minister Jens Spahn (CDU). Der GKV-Spitzenverband zeigte sich hingegen alarmiert und verwies auf die Kosten, die durch die Corona-Epidemie entstehen könnten.

Die Finanzreserven der Kassen beliefen sich dem Ministerium zufolge Ende 2019 aber immer noch auf rund 19,8 Milliarden Euro. "Die aktuellen Zahlen zeigen in die richtige Richtung", erklärte Spahn. "Die Beitragszahler profitieren von niedrigeren Zusatzbeiträgen, weil Krankenkassen endlich ihre übermäßig hohen Finanzreserven abbauen." Und gleichzeitig kämen auch die notwendigen Leistungsverbesserungen bei den Versicherten an.

Im Jahr 2019 lag der durchschnittlich von den Krankenkassen erhobene Zusatzbeitragssatz den Angaben zufolge bei 1,0 Prozent und damit um 0,1 Prozentpunkte niedriger als im Jahr 2018. Auch nach dem Jahreswechsel 2019/2020 liege er weiterhin stabil bei 1,0 Prozent, während das BMG den zur Deckung der laufenden Ausgaben erforderlichen durchschnittlichen Zusatzbeitragssatz auf 1,1 Prozent festgelegt hatte.

Somit sei für 95 Prozent der GKV-Mitglieder der bislang von ihrer Krankenkasse erhobene Zusatzbeitragssatz unverändert geblieben. Lediglich einige wenige Krankenkassen haben ihren Zusatzbeitrag angehoben oder gesenkt.

GKV-Spitzenverbands-Chefin Doris Pfeiffer erklärte: "Erstmals seit 2015 haben die gesetzlichen Krankenkassen ein Haushaltsjahr mit einem Minus abgeschlossen." Das Defizit sei "besonders alarmierend, weil die derzeit noch brummende Konjunktur für Rekordeinnahmen gesorgt hat".

Es sei derzeit davon auszugehen, "dass das Coronavirus auch das deutsche Gesundheitswesen vor große Herausforderungen stellt", mahnte Pfeiffer. Ärzte, Pflegekräfte, Praxispersonal und Klinikmitarbeiter "ziehen alle an einem Strang, um die Versorgung der Menschen auch unter den Bedingungen einer sich entwickelnden Epidemie sicherzustellen". Die gesetzliche Krankenversicherung sei eine starke Solidargemeinschaft mit über 73 Millionen Versicherten, die dafür einstehe, dass alles medizinisch Notwendige geleistet werden könne.

Verantwortlich für das im vergangenen Jahr entstandene Defizit seien "die rasant steigenden Leistungsausgaben", erklärte Pfeiffer weiter. Habe der Ausgabenanstieg im ersten Halbjahr 2019 bereits bei 4,8 Prozent gelegen, seien es im zweiten Halbjahr 6,4 Prozent gewesen. "Insgesamt betrug der Anstieg der Leistungsausgaben 5,6 Prozent, während die Einnahmen nur um 3,8 Prozent stiegen."

jp/cne

(AFP)