Krankenkassen mit Defizit von mehr als einer Milliarde Euro
Berlin (dpa) - Trotz guter Konjunktur haben die gesetzlichen Krankenkassen im vergangenen Jahr ein Defizit von insgesamt 1,14 Milliarden Euro eingefahren.
Die Reserve der Krankenversicherung schrumpfte zum Jahresende auf rund 24,5 Milliarden Euro. Davon entfielen 14,5 Milliarden Euro auf die einzelnen Kassen und 10 Milliarden Euro auf den Gesundheitsfonds, die Geldsammel- und -verteilstelle der Krankenversicherung, wie das Bundesgesundheitsministerium mitteilte. Zwei Jahre zuvor war das Finanzpolster der Krankenversicherung noch rund 30 Milliarden Euro groß.
Beim Gesundheitsfonds überstiegen die Ausgaben die Einnahmen um 2,46 Milliarden Euro. Denn zur Haushaltskonsolidierung war der Steuerzuschuss um 2,5 Milliarden Euro abgesenkt worden. Die Beitragseinnahmen hatten sich wegen der brummenden Wirtschaft und der daher guten Beschäftigungslage dagegen positiv entwickelt.
Das Defizit bei den einzelnen Versicherungen führte das Ressort von Minister Hermann Gröhe (CDU) vor allem darauf zurück, „dass die Krankenkassen ihre Versicherten durch niedrigere Zusatzbeiträge entlastet haben“. Allerdings stiegen auch die Ausgaben deutlich: um 8 auf 213,6 Milliarden Euro. Dem standen Einnahmen von gut 212,4 Milliarden Euro gegenüber.
Viele Kassen hätten ihren Zusatzbeitrag im vergangenen Jahr gegenüber dem zuvor fälligen Sonderbeitrag abgesenkt und die Versicherten so um „knapp 900 Millionen Euro entlastet“, so Gröhe. Der Sonderbeitrag hatte die Kassenmitglieder zuvor mit 0,9 Prozent ihres Einkommens belastet.
Seit Anfang 2015 können die Kassen stattdessen einen Zusatzbeitragssatz erheben. Viele lagen zunächst unter 0,9 Prozent. 2016 gab es allerdings deutliche Beitragserhöhungen. So erheben die Barmer GEK oder die AOK Bayern derzeit 1,1 Prozent Zusatzbeitrag, die Techniker Krankenkasse 1,0 Prozent und die DAK-Gesundheit 1,5 Prozent zusätzlich zum allgemeinen Beitragssatz von 14,6 Prozent.
Deutliche Ausgabensteigerungen gab es bei den großen Kostenblöcken Ärzte (plus 3,9 Prozent pro Versicherten auf 37,5 Milliarden Euro), Kliniken (plus 3,1 Prozent auf 68,6 Milliarden) und Arzneimittel (plus 3,9 Prozent auf 35,4 Milliarden). „Die Ausgabenentwicklung insbesondere bei Medikamenten, Krankenhausbehandlungen und Arzthonoraren ist eine große Herausforderung“, sagte der Sprecher des GKV-Spitzenverbands, Florian Lanz.
Die AOKen verbuchten bei Finanzreserven von rund 6,4 Milliarden Euro einen Überschuss von rund 9 Millionen Euro. Bei den Ersatzkassen überstiegen die Ausgaben die Einnahmen um rund 532 Millionen Euro - bei Reserven von rund 4,3 Milliarden Euro. Bei den Betriebskrankenkassen sanken die Reserven um 287 Millionen auf 2,1 Milliarden Euro, bei den Innungskrankenkassen um 346 Millionen auf 1,1 Milliarden Euro.