Kritik an Ramsauers Fahrradpolitik
Berlin (dpa) - Da immer mehr Bürger mit dem Rad zur Arbeit fahren, fordern die Fahrradlobby und die Grünen von Verkehrsminister Peter Ramsauer (CSU) mehr Einsatz für dieses Verkehrsmittel.
„Bisher ist die Bahn vor allem sein Thema, der Radverkehr wird vernachlässigt“, sagte Bettina Cibulski vom Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Club (ADFC). Der ADFC fordert unter anderem flächendeckend breite Radfahrstreifen und bessere Regeln für mehr Sicherheit der Radler im Straßenverkehr. Bisher radeln bereits fast 10 Prozent der Erwerbstätigen zur Arbeit.
Laut Ramsauer wird das Radfahren unter anderem mit dem Bau von Radwegen mit rund 100 Millionen Euro pro Jahr gefördert. Bis Ende 2012 stünden allein 12,7 Millionen Euro für den Ausbau von Verleihsystemen zur Verfügung. Erstmalig werde das Fahrrad nun Teil des öffentlichen Personennahverkehrs: „Die Mitnahme des Drahtesels in überfüllten U- und S-Bahnen entfällt, ebenso der Fußmarsch von der Haltestelle bis zum Ziel. Für die letzten Kilometer des Weges stehen Leihfahrräder bereit.“ Unter anderem in Berlin und Nürnberg starten in Kürze Leihsysteme.
Aus Sicht des ADFC sind mehr Leihräder zwar nicht schlecht. Sie brächten aber den Radverkehr nicht entscheidend voran, da insgesamt die Fahrradfreundlichkeit verbessert werden müsse. Jede Stadt oder Kommune „puzzele vor sich hin“, wichtig sei aber ein übergeordneter Plan durch den Bund. In den Niederlanden habe sich so der Radverkehr verdoppelt. Auch die Fahrradmitnahme in ICE-Zügen müsse kommen.
Der Grünen-Verkehrsexperte Anton Hofreiter sagte, in Städten sei das Rat bei Entfernungen bis fünf Kilometer das schnellste Verkehrsmittel, Ramsauer müsse dies als strategisches Thema erkennen, gerade auch aus Klimaschutzgründen. Zwar handele sich vor allem um ein kommunales Thema. „Aber wenn ich es als wichtig erachte, kann ich es entsprechend vorantreiben“, sagte Hofreiter. „Schwarz-Gelb muss hier über seinen ideologischen Schatten springen und die Chancen eines höheren Radverkehranteils erkennen.“