Personalkarussell Martin Schulz als Kanzlerkandidat der SPD?
Ein altes Gerücht sorgt in Berlin für Nachfragen. Sigmar Gabriel jedenfalls ist "ganz entspannt".
Berlin. Neu war das Gerücht nicht, das am Freitag von einem Magazin verbreitet wurde: EU-Parlamentspräsident Martin Schulz sei für viele Genossen ein Favorit auf die SPD-Kanzlerkandidatur. Schon lange gibt es innerhalb der SPD Stimmen, die Schulz im Vergleich zu Parteichef Sigmar Gabriel für den besseren Mann halten. Angesprochen auf den Bericht, reagierte Gabriel betont gelassen.
"Erstmal ist es doch schön, dass es in der SPD mehrere Leute gibt, die für in der Lage gehalten werden, Frau Merkel abzulösen", befand der 57-Jährige am Rande einer Pressekonferenz. Nicht in der SPD, sondern in der CDU gebe es große Not, "weil man Angst hat, dass Frau Merkel nicht noch einmal antreten könnte. Ich finde, da hat die SPD eine ziemlich komfortable Lage", meinte Gabriel.
Neben seinem Namen und dem von Martin Schulz fällt immer wieder auch der des Hamburger Bürgermeisters Olaf Scholz oder der von Arbeitsministerin Andrea Nahles. Sogar Bundesjustizminister Heiko Maas, gerade mal drei Jahre bundespolitisch aktiv, wurde schon zum potentiellen Kanzlerkandidaten ausgerufen - vom selben Magazin übrigens, das nun Schulz vorne sieht. Intern haben einige der angeblichen Konkurrenten aber bereits abgewinkt. Auch, weil sie nicht an einen Sieg im kommenden Jahr glauben. Manch einer spekuliert lieber auf die übernächste Bundestagswahl 2021.
Dass die regelmäßig wiederkehrende Diskussion darüber, ob er überhaupt der richtige Kanzlerkandidat wäre, Gabriel aber in Wahrheit nervt, daraus machen seine Mitstreiter kein Hehl. Als Parteichef hat er den ersten Zugriff. Das steht fest. Zweimal hat er schon anderen den Vortritt gelassen - erst Frank-Walter Steinmeier, dann Peer Steinbrück. Kann er sich das ein drittes Mal politisch leisten? Wohl kaum. Und je näher das Wahljahr rückt, desto lauter und häufiger wird ihm die K-Frage gestellt werden.
So, wie am Freitag. Gabriel sieht derzeit aber noch keinen Anlass, darauf direkt einzugehen. So lange in der Union nicht Klarheit herrsche, "wer bei denen antritt, obwohl sie die Kanzlerin stellt, ist die SPD unter gar keinem Druck", entgegnete er den Fragestellern - und gab damit ungewollt eine Neuigkeit preis.
Seine ursprüngliche Absicht, die K-Frage erst im Frühjahr nächsten Jahres zu entscheiden, wird nicht mehr zu halten sein, falls Angela Merkel auf dem CDU-Parteitag Anfang Dezember ihre erneute Kandidatur verkündet. Und damit wird gerechnet. Jetzt sehe er keine Notwendigkeit, den Fahrplan zu ändern, so der Vizekanzler. "Aber das wird man bei uns sicherlich beraten."
Somit habe die SPD im Moment allen Grund zur Entspanntheit, lautete das Fazit des Vorsitzenden. "Ich jedenfalls, bin ganz entspannt."