Montgomery neuer Präsident der Bundesärztekammer
Kiel (dpa) - Die Bundesärztekammer hat einen neuen Präsidenten: Der Radiologe Frank Ulrich Montgomery wurde am Donnerstag beim Ärztetag in Kiel an die Spitze der Standesvertretung gewählt.
Der 59-Jährige setzte sich im zweiten Wahlgang mit 128 von 249 Stimmen gegen den ebenfalls chancenreichen Berliner Kammerchef Günther Jonitz durch. Montgomery war bisher einer der Stellvertreter von Ärztepräsident Jörg-Dietrich Hoppe, der nach zwölf Jahren an der Spitze der Bundesärztekammer nicht mehr kandidierte.
Montgomery wurde von 1989 bis 2007 als Chef der Ärztegewerkschaft Marburger Bund bekannt. Damals erstritt er von Ländern und Kommunen mehr Geld und bessere Bedingungen für Klinikärzte in eigenen Tarifverträgen. Gegenüber der Bundesregierung will der neue Ärztepräsident für „angemessenes Honorar“ der Mediziner und bessere Arbeitsbedingungen eintreten. Die Bundesärztekammer ist die Spitzenorganisation der ärztlichen Selbstverwaltung und vertritt die berufspolitischen Interessen von etwa 430 000 Medizinern.
Montgomery zeigte sich „sehr zufrieden mit dem Wahlergebnis“. In seiner Bewerbungsrede hatte der Radiologe versprochen, das Thema Gebührenordnung zur Chefsache machen zu wollen. Eine Reform sei noch in dieser Legislaturperiode nötig, betonte er. Die Politik der Bundesärztekammer müsse „wie eine Freiheitsbewegung“ wirken. In vielen Punkten sei man mit der Politik zwar einig. Dennoch stelle man sich einige Fragen, etwa ob genug zur Bekämpfung des Ärztemangels getan werde.
Mit dem neuen Bundesgesundheitsminister Daniel Bahr (FDP) habe er „überhaupt keine Probleme“, außer einigen inhaltlichen, die man besprechen werde, sagte Montgomery. Bahr gratulierte dem neuen Ärztepräsidenten zu dessen Wahl. Er freue sich auf eine konstruktive Zusammenarbeit, sagte ein Sprecher des Ministers in Berlin.
Mit der Sterbehilfe-Entscheidung, die der Ärztetag am Mittwoch getroffen hatte, zeigte sich Montgomery am Donnerstag zufrieden. „Wir habe eine feste Meinung vertreten und sind durchaus stolz, dass wir klare Kante gezeigt haben.“ Der Ärztetag hatte beschlossen, künftig auch hoffnungslos todkranken Patienten nicht zum Sterben zu verhelfen. Nach der bisherigen Berufsordnung durften Ärzte das Leben des Sterbenden lediglich „nicht aktiv verkürzen“.
Auch der Deutsche Hospiz- und PalliativVerband (DHPV) begrüßte die Entscheidung. „Es geht um das Vertrauensverhältnis zwischen Ärztinnen und Ärzten und ihren Patienten und darum, dass diese auch in Zukunft auf eine menschenwürdige Betreuung und Begleitung vertrauen können“, erklärte die Vorstandsvorsitzende Birgit Weihrauch am Donnerstag.
Zur umstrittenen Präimplantationsdiagnostik sagte Montgomery, man wolle Sicherheit erreichen, dass die PID nicht missbraucht werde. Der Ärztetag hatte am Mittwoch Kriterien beschlossen, nach denen die PID durchgeführt werden soll, nämlich nur für Erkrankungen, für die bei einem Paar ein hohes genetisches Risiko bekannt ist.
Vor der Wahl des neuen Präsidiums war der scheidende Ärztepräsident Hoppe mit Ovationen verabschiedet worden. Montgomery sprach von „zwölf Jahren fantastischer Leitung der Ärztekammer“, in denen Hoppe die Bundesärztekammer zur „moralisch-ethischen Instanz“ geformt habe. Zu neuen Vize-Präsidenten wurden Martina Wenker (Niedersachsen) und Max Kaplan (Bayern) gewählt.