Netzagentur: Schon zu Pfingsten Stromprobleme möglich
Berlin (dpa) - Wegen des Atomausstiegs hält die Bundesnetzagentur bereits zu Pfingsten Probleme beim Stromtransport für möglich.
Im besonders sensiblen Winter will sie notfalls energieintensive Industrieunternehmen zu einem Produktionsstopp zwingen, um eine Überlastung der Stromnetze zu verhindern, wie der Präsident der Behörde, Matthias Kurth, der „Rheinischen Post“ (Donnerstag) aus Düsseldorf sagte.
„Es kann an Pfingsten eng werden im Netz, weil die Last sehr schwach ist“, erläuterte er. Die Industrieproduktion ruhe, so dass die Nachfrage gering sei - gleichzeitig fließe aber Strom aus Wind- und Sonnenanlagen an weit entfernten Standorten ins Netz. „Die Netze sind dann unter Stress, das kann zu Schwierigkeiten führen.“
Anders ist die Situation im Winter, wenn der Stromverbrauch hoch und die Zufuhr etwa von Sonnenstrom gering ist. „Als ultima ratio können auch stromintensive Industrieanlagen stillgelegt werden, um die Netzstabilität zu gewährleisten“, sagte Kurth.
Wegen des Atommoratoriums sind derzeit 8 der 17 deutschen Atomkraftwerke abgeschaltet und sollen nach dem Konzept der Regierung mit einer Ausnahme auch nicht wieder ans Netz gehen. Weitere ruhen derzeit wegen Wartungsarbeiten. Nach dem Willen der Bundesregierung soll eines der acht AKW in Reserve gehalten werden, damit es bei absehbaren Stromengpässen wieder angefahren werden kann.
Die Grünen bezweifeln unter anderem deshalb, dass es die schwarz-gelbe Regierung ernst meint mit dem Atomausstieg. „Die Atomgesetznovelle riecht nicht nach Ausstieg, sondern nach einem Zeitgewinn“, sagte Parteichefin Claudia Roth dem Online-Magazin „stern.de“. Die letzten neun Meiler würden erst zwischen 2021 und 2022 abgeschaltet. „Merkel spekuliert auf die Vergesslichkeit der Menschen, Fukushima ist dann schon wieder so lange her, dass die Debatte dann wieder anfangen wird - nach der Devise: Ach, jetzt müssen wir doch noch mal verlängern, wir können nicht so einfach neun Meiler vom Netz nehmen.“