Nachbarschaftspreis: Nominierung wegen Seehofer abgelehnt - Innenministerium bietet Dialog an
Der Deutsche Nachbarschaftspreis will gesellschaftliches Engagement honorieren. Doch zwei der Nominierten sagen „Nein danke“. Der Grund: Horst Seehofer. Nun reagiert sein Ministerium.
Köln/Berlin. Das Bundesinnenministerium bietet Gespräche mit zwei Initiativen an, die aus Kritik an Schirmherr Horst Seehofer (CSU) die Nominierung für den Deutschen Nachbarschaftspreis ablehnen. Sie wolle „das Angebot signalisieren zu Gesprächen“, sagte eine Sprecherin des Ministers am Montag in Berlin. Beides seien „sehr schätzenswerte Initiativen“.
Die Sprecherin sagte, man habe den Verzicht „mit Bedauern“ zur Kenntnis genommen. Die zuständige Fachabteilung „Heimat“ sei zum Dialog bereit. „Solche Gespräche sind immer gut, um auch bestimmte Vorstellungen geradezurücken“, sagte die Sprecherin. „Die Entscheidung ist natürlich zu respektieren“, fügte sie hinzu. „Aber es kann schon die Wertschätzung für die Arbeit Ausdruck finden und möglicherweise auch Wertschätzung auf der Gegenseite entdeckt werden.“ Sie erwarte auch nicht, dass der Minister den Preis nun nicht mehr vergeben wolle. „Selbstverständlich gehe ich davon aus, dass er das tun wird.“
Sie hätten sich sehr über die Nominierung gefreut, aber Seehofers Schirmherrschaft könnten sie nicht mit ihren Absichten vereinbaren, hatte die Berliner Flüchtlingshilfsorganisation „Moabit hilft“ erklärt. „Wir können uns nicht vorstellen, mit Horst Seehofer auf einer Bühne zu stehen“, sagte Diana Henniges vom Vereinsvorstand am Sonntag. Zuvor hatte die „Berliner Zeitung“ darüber berichtet.
Auch ein Verein aus Köln, dessen Projekt „Kasimir“ kostenfrei Lastenräder in der Stadt verleiht, hat seine Bewerbung zurückgezogen. Aus ihrer Sicht sei in letzter Zeit ein politischer Konsens aufgekündigt worden, sagte ein Sprecher am Wochenende. „Das ist nicht unsere Form von Nachbarschaft. Wir wollen nicht, dass so eine Spaltung der Gesellschaft betrieben wird.“
Eine Stiftung will die Preise Anfang September verleihen. „Wir bedauern das natürlich, verstehen es aber auch“, sagte Geschäftsführer Michael Vollmann zur Absage der zwei Initiativen. dpa