Nachhilfe für jeden sechsten Viertklässler
Zunehmender Leistungsdruck macht Grundschülern das Leben schwer. NRW-Ministerin Löhrmann ist besorgt.
Düsseldorf. Immer mehr Grundschüler nehmen Nachhilfe in Anspruch. Das geht aus einer Studie der Bertelsmann Stiftung hervor.
Demnach haben im Schnitt 15 Prozent der Viertklässler — also etwa jeder sechste — im Fach Deutsch zusätzliche Betreuung benötigt. Insgesamt 1,1 Millionen Schüler sind bundesweit auf Nachhilfe angewiesen, die Eltern geben dafür bis zu 1,5 Milliarden Euro jährlich aus.
Bei den Grundschülern ist es vor allem die Hoffnung der Eltern, ihren Kindern mit einem guten Abgangszeugnis den Zugang zum Gymnasium zu garantieren. Dabei wächst der Druck immer mehr: Vereinzelt erhalten bereits Kinder in der zweiten Grundschulklasse Nachhilfe. In Nordrhein-Westfalen gibt es nach Angaben des Schulministeriums derzeit 680 770 Grundschüler.
„Die Zunahme bei der Nachhilfe ist ein besorgniserregender Trend, erst recht in der Grundschule“, sagte NRW-Schulministerin Sylvia Löhrmann (Grüne) unserer Zeitung. Ziel der rot-grünen Minderheitsregierung sei es, dem Trend gegenzusteuern.
Zum Beispiel mit Maßnahmen wie dem Ausbau der Ganztagsbetreuung, bei dem die Kinder Hausaufgabenhilfe und Förderangebote in der Schule wahrnehmen können. „Auch der Wegfall der verbindlichen Schulempfehlungen trägt dazu bei, den Druck in der Grundschule beim Übergang in die weiterführende Schule zu nehmen.“
Für die Experten ist diese Tendenz alarmierend, zementiert sie doch soziale Ungleichheiten. Da sich vor allem Kinder aus wohlhabenden und höher gebildeten Familien diese außerschulische Förderung leisten könnten, nehme dadurch die Chancenungerechtigkeit im Bildungssystem zu, heißt es in der Bertelsmann-Studie.