Neonazi-Terror: GSG 9 fasst Propaganda-Filmer
Spezialtrupp spürt 32-Jährigen auf. Er soll die DVD mit menschenverachtendem Inhalt produziert haben.
Potsdam. Der mutmaßliche Propaganda-Filmer der Neonazi-Terroristen sitzt in Untersuchungshaft. Die Spezialeinheit GSG 9 spürte Andre E. am Donnerstagmorgen im Landkreis Potsdam-Mittelmark auf.
Die Bundesanwaltschaft wirft dem 32-Jährigen aus Sachsen unter anderem vor, ein Video für die terroristische Vereinigung „Nationalsozialistischer Untergrund“ (NSU) produziert zu haben, in der die Mordtaten der Gruppe verherrlicht werden.
„Dieses Machwerk verhöhnt die Opfer der terroristischen Verbrechen der Gruppierung und zeigt ein unfassbares Ausmaß an Menschenverachtung“, sagte Generalbundesanwalt Harald Range. Andre E. ist neben der Hauptverdächtigen Beate Zschäpe und dem Helfer Holger G. der dritte Neonazi, der festgenommen wurde.
Als entscheidendes Indiz wertete der Haftrichter, dass von den Verdächtigten nur Andre E. als Inhaber einer Medienfirma die Möglichkeiten hatte, den Film 2007 herzustellen.
Darin brüstet sich das Neonazi-Trio Uwe Böhnhardt, Uwe Mundlos und Beate Zschäpe der Morde an acht türkischstämmigen und einem griechischen Kleinunternehmern sowie einer Polizistin. Es gibt zudem Hinweise auf eine Verbindung zu zwei Sprengstoffanschlägen in Köln.
Dem Verdächtigen wird zudem vorgeworfen, seine Bahncard und die seiner Frau zwei NSU-Mitgliedern zur Verfügung gestellt zu haben. Im Rahmen der Festnahme von Andre E. wurden vier Wohnungen in Brandenburg, Sachsen und Thüringen durchsucht.
Verwirrung herrscht bei den Ermittlungen zur ermordeten Polizistin Michèle Kiesewetter. Der Präsident des Bundeskriminalamts, Jörg Ziercke, hatte Anfang der Woche den Eindruck erweckt, dass das Terror-Trio mit Kiesewetter in Kontakt gestanden haben könnte.
Jetzt erklärte das BKA, die aus Thüringen stammende und in Heilbronn erschossene Beamtin habe nicht wie behauptet gegenüber dem Vereinslokal gewohnt, das von der rechten Szene für Treffen genutzt wurde. Innenminister Friedrich (CSU) kündigte eine Expertenkommission an, die Ermittlungspannen aufarbeiten soll.