Zoff zwischen Guttenberg und der CSU
Berlin (dpa) - Ex-Verteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg hat seine Partei CSU mit dem ersten Interview seit seinem Rücktritt massiv verärgert.
Parteichef Horst Seehofer warf ihm am Donnerstag schlechten Stil vor. „Die Parteienkritik von Karl-Theodor zu Guttenberg liegt völlig daneben“, sagte er im tschechischen Usti. Guttenberg hatte der CSU in der „Zeit“ den Anspruch abgesprochen, eine Volkspartei zu sein, und Sympathien für die Gründung einer neuen Partei erkennen lassen.
Seehofer sagte dazu, es sei kein guter Stil, wenn alles und jeder herabgesetzt werde, um selbst erhöht zu werden. „Und ich bitte den Karl-Theodor, diese bekannten Wortgirlanden zu beenden und einfach Rücksicht zu nehmen auf die vielen Tausenden, die in deutschen Parteien sich täglich, und manche davon rund um die Uhr, engagieren für die Zukunft unseres Landes.“
Auch der ehemalige CSU-Chef Erwin Huber zeigte sich auf N24 verärgert über Guttenberg. Er habe „wenig Verständnis dafür, wenn er mehr oder weniger als Entree für die Rückkehr in die Politik in Deutschland zunächst einmal die handelnden Personen mit Kritik überzieht“. Wer Solidarität brauche, sollte sich zunächst einmal mit konstruktiver Mitarbeit hervortun. „Und die würde ich auch meinem Freund Karl-Theodor sehr empfehlen.“
Unmittelbar nach seinem Rücktritt als Verteidigungsminister wegen zahlreicher ungekennzeichneter Zitate in seiner Doktorarbeit vor neun Monaten hatte Guttenberg noch erklärt: „Oberfranken werde ich aber nicht im Stich lassen. Ebenso wenig meine politische Heimat, die CSU.“ In dem „Zeit“-Interview sprach der mit seiner Familie in die USA gezogene 39-Jährige nun ausdrücklich davon, dass er „zurzeit“ Mitglied der CSU sei. Zu einer möglichen Parteineugründung sagte er: „Ich glaube, ... dass eine solche Gruppierung am ehesten in der Mitte Erfolg haben könnte, nicht an den Rändern des politischen Spektrums.“
Einzelne Unionspolitiker stärkten Guttenberg den Rücken. „Jeder hat eine zweite Chance verdient. Er ist immer noch ein Ausnahmetalent der Union“, sagte CDU-Präsidiumsmitglied Philipp Mißfelder der „Hamburger Morgenpost“ (Freitag). Ähnlich äußerten sich die CSU-Bundestagsabgeordneten Florian Hahn und Hans-Peter Uhl. Hahn sagte der „Hamburger Morgenpost“, die Partei brauche Guttenberg. „Karl-Theodor zu Guttenberg bleibt ein herausragender Politiker.“
Die CSU in Oberfranken will Guttenberg bis zum Frühjahr die Möglichkeit offen halten, 2013 wieder für den Bundestag zu kandidieren. „In Oberfranken gibt es eine tiefe Sehnsucht“, erklärt der Wunsiedeler Landtagsabgeordnete Martin Schöffel. Der künftige Lichtenfelser Landrat Christian Meißner - einstiger Büronachbar Guttenbergs - sagte: „Wenn er wieder kommen mag, darf er. Und ich bin überzeugt, er würde auch gewählt.“
Die Staatsanwaltschaft Hof hatte das Ermittlungsverfahren gegen Guttenberg wegen Urheberrechtsverstößen in seiner Doktorarbeit am Mittwoch gegen eine Spende von 20 000 Euro an die Kinderkrebshilfe eingestellt. Am kommenden Dienstag erscheint das „Zeit“-Interview in voller Länge auf 208 Seiten in Buchform. Ob Guttenberg zur Vorstellung des Werks mit dem Titel „Vorerst gescheitert“ nach Deutschland kommt, steht noch nicht fest.
Der Aachener Karnevalsverein (AKV) geht nach wie vor davon aus, dass Guttenberg am 28. Januar zur Verleihung des Ordens wider den tierischen Ernst nach Deutschland kommt, und die Laudatio auf den Schauspieler Ottfried Fischer („Der Bulle von Tölz“) halten wird. AKV-Präsident Werner Pfeil sagte der dpa, im Sommer habe es ein Gespräch zwischen dem Vereinsvorstand und Guttenberg gegeben, und darin habe er sein Kommen in Aussicht gestellt.