Abschied vom Altkanzler Nur geladene Gäste bei Totenmesse für Kohl in Speyer
Speyer (dpa) - An der Totenmesse für Altkanzler Helmut Kohl im Speyerer Dom am 1. Juli können nur geladene Gäste teilnehmen. Ausschlaggebend seien Sicherheitsgründe, teilte das Bistum Speyer mit. Die „Bild am Sonntag“ hatte zunächst berichtet, dass eine öffentlich zugängliche Totenmesse im Dom geplant sei.
Insgesamt erstrecken sich die von Transporten unterbrochenen Trauerfeierlichkeiten für Kohl am 1. Juli über knapp zehn Stunden. Das geht aus einem Programmauszug des Trauerzeremoniells hervor, den das Bundesinnenministerium am Samstag veröffentlichte.
Demnach ist - wie bereits bekannt - von 11.00 Uhr bis 13.00 Uhr ein Europäischer Trauerakt im EU-Parlament in Straßburg geplant, bei dem Kohls Sarg mit einer Europaflagge bedeckt sein wird. Um 14.00 Uhr wird der Sarg mit einem Hubschrauber der Bundespolizei nach Deutschland gebracht. Vom Landeplatz Ludwigshafen aus kommt der nun mit einer Bundesdienstflagge bedeckte Sarg nach Speyer, wo um 18.00 Uhr im Dom die Totenmesse beginnen soll. Auf welchem Weg der Sarg in die Domstadt gelangt, wurde zunächst nicht gesagt.
Das Requiem für Kohl wird auch im Fernsehen und auf einem Großbildschirm im südlichen Domgarten übertragen. Dort gibt es nach Angaben des Bistums rund 3000 Stehplätze für Interessierte. Anmelden muss man sich nicht - aber rechtzeitig da sein. „Sobald die maximale Teilnehmerzahl erreicht ist, werden die Zugänge zum Domgarten nicht mehr passierbar sein“, teilte das Bistum mit. Klappstühle und andere Sitzgelegenheiten sind aus Sicherheitsgründen verboten.
Die Totenmesse wird nach Angaben des Bistums eineinhalb Stunden dauern. Gegen 19.45 Uhr folgt auf dem Domvorplatz ein militärisches Abschiedszeremoniell. Etwa um 20.45 Uhr beginnt die Beisetzung im Familien- und Freundeskreis auf dem Friedhof des Domkapitels in Speyer.
Die Trauerfeier für Kohls erste Frau Hannelore vor 16 Jahren im Speyerer Dom hatten etwa 1500 Menschen verfolgt - Trauergäste, Schaulustige und Journalisten. Die Kanzlergattin hatte sich am 5. Juli 2001 nach langer Krankheit das Leben genommen. Sie war im Familiengrab der Kohls in Ludwigshafen-Friesenheim beigesetzt worden. Kohl selbst hatte laut Bistum Speyer darum gebeten, auf dem Friedhof des Domkapitels beerdigt zu werden.
Unterdessen bot der Präsident des Bundesarchivs, Michael Hollmann, nach Informationen der „Welt am Sonntag“ in einem Brief an Kohls Witwe Maike Kohl-Richter die Unterstützung seiner Behörde bei der Regelung des schriftlichen Nachlasses an. Die Herausgabe der privaten Unterlagen stelle er der Witwe in dem Schreiben vom 21. Juni anheim, er fordere aber in klaren Worten die Weiterleitung des „staatlichen Schriftguts“ aus der Zeit von Kohls Wirken, berichtet die Zeitung. Sie möge die Unterlagen doch über das Kanzleramt an das Bundesarchiv weiterreichen. Für ein Gespräch stehe er gern zur Verfügung. Beim Bundesarchiv war zunächst niemand für eine Bestätigung zu erreichen.
Ein Sprecher des Bundesarchivs hatte am vergangenen Mittwoch gesagt: „Die amtlichen Unterlagen kommen laut Bundesarchivgesetz sowieso zu uns. Darauf hat die Familie keinen Einfluss.“ Bei den privaten Dokumenten dagegen liege die Entscheidung bei den Angehörigen.