Nur leichte Rückgänge bei Alkohol und Tabak
Berlin (dpa) - Auch wenn die Zahl etwas zurückgeht: die Deutschen greifen weiterhin häufig zu Alkohol, Tabak und anderen Drogen.
So habe zwar der Tabakkonsum im Jahr 2009 um 1,6 Prozent abgenommen, jedoch sei er im Vorjahr noch doppelt so stark gesunken, berichtete die Deutsche Hauptstelle für Suchtgefahren (DHS) am Dienstag in Berlin.
Auch der Alkoholkonsum nahm etwas ab. Doch das Minus von zwei Prozent sei viel zu gering, um vermeidbare Gesundheitsschäden zu verhindern, beklagen die Suchtforscher. Der Geschäftsführer der DHS, Raphael Gaßmann, bezeichnete den Rückgang des Alkoholkonsums als den „berühmten Tropfen auf den heißen Stein“.
Die Deutschen trinken im Schnitt immerhin noch knapp 10 Liter reinen Alkohols pro Jahr. Das entspricht laut Gaßmann etwa 40 Flaschen Wodka oder Whiskey pro Kopf - vom Säugling bis zum Rentner. Betrachte man nur diejenigen, die tatsächlich Alkohol trinken, also etwa 13- bis 80-Jährige, liege der Verbrauch etwa doppelt so hoch. Etwa eine Million Deutsche seien alkoholabhängig.
Eine weitere Million trinke „sehr bedenklich“, also jeden Tag mehr als ein, zwei Gläser Bier, sagte Gaßmann. Laut DHS sterben jährlich rund 73 000 Menschen an alkoholbedingten Krankheiten. Der Verein wies außerdem darauf hin, dass nicht die jugendlichen Koma-Trinker, sondern Erwachsene mit 80 Prozent die größte Gruppe der Patienten stellten, die mit Alkoholvergiftungen behandelt werden müssen.
Beim Tabak ist der Konsum seit 2005 rückläufig. „Das Image des Rauchens hat sich gerade für Jugendliche geändert. Rauchen ist nicht mehr cool, sondern blöd. Vor zehn Jahren war es umgekehrt“, sagte Gaßmann. Rauch- und Werbeverbote sowie Preiserhöhungen hätten ebenfalls zum Rückgang beigetragen.
2009 rauchten die Deutschen mit durchschnittlich 1055 Zigaretten gerade mal eine knappe Packung weniger als im Vorjahr. Stärker war der Rückgang (25 Prozent) bei Zigarillos und Zigarren. Der Pfeifentabakverbrauch sank sogar um mehr als die Hälfte. Allerdings drehen sich immer mehr Raucher ihre Zigaretten selbst, das zeigt der Feinschnitt-Konsum, der um 11 Prozent zulegte.
Gefährlich sind laut dem Sucht-Experten auch Medikamente, die eigentlich heilen sollen, stattdessen aber nach nur kurzer Zeit süchtig machen. Etwa 1,4 Millionen Menschen sind demnach abhängig von Medikamenten. Meistens sind es Beruhigungs- und Entspannungsmittel.
Auch illegale Drogen bleiben laut DHS ein Problem. Der Verein geht von 220 000 Cannabisabhängigen aus. Das Problembewusstsein in der Bevölkerung ist laut Gaßmann bei illegalen Drogen jedoch deutlich höher als bei legalen.