Nur Mini-Plus für Westrentner
Um knapp drei Prozentpunkte werden die Bezüge angehoben — aber nur im Osten. In den alten Bundesländern gibt es nur ein Drittel davon.
Würzburg. Für die einen dürfte es eine frohe Botschaft sein, für die anderen eine böse Überraschung: Während sich rund vier Millionen Rentner zwischen Rügen und Erzgebirge auf die mit drei Prozent wahrscheinlich höchste Rentenerhöhung seit 1997 freuen dürfen, zeichnen sich bei den 16 Millionen Altersgenossen im Westen lange Gesichter ab. Sie dürften sich mit einem Plus von einem Prozent recht mager abgespeist vorkommen.
Bei einer Rente von 1200 Euro liefe dies im Westen auf eine Erhöhung um etwa zwölf Euro im Monat hinaus. Im Osten wären es 36 Euro. Bei 800 Euro Rente sind es acht oder 24 Euro mehr, bei 1800 Euro Monatsrente aber schon 18 Euro oder 54 Euro.
Solche Voraussagen sind noch mit Vorsicht zu genießen. Vor Jahresfrist hatte sich die Spitze der Rentenversicherung mit ihrer Prognose in Teilen schon einmal vergaloppiert: Damals sagten die Experten ein Plus für den Osten von über drei Prozent voraus. Am Ende waren es nur 2,26 Prozent. Die für die exakte Rentenberechnung 2013 notwendigen Zahlen liegen erst im Frühjahr vor.
Stark in Ost und West voneinander abweichende Rentenerhöhungen waren früher nicht ungewöhnlich — jedenfalls unmittelbar nach der Wiedervereinigung und bis Ende der 90er Jahre.
Da kam es vor, dass — wie 1993 — die Renten im Osten in zwei Schritten um mehr als 20 Prozent angehoben wurden, im Westen dagegen „nur“ um 4,36 Prozent. Damals hinkten die Renten im Osten allerdings hinterher — der Nachholbedarf war immens.
Inzwischen ist das Ost-Rentenniveau weiter gestiegen, aber immer noch auf Abstand. So liegt derzeit der Westrenten-Wert für ein Jahr Durchschnittsverdienst bei monatlich 28,07 Euro, im Osten bei 24,92 Euro. Das entspricht 88,8 Prozent des Westniveaus. Im kommenden Jahr sollen es dann 91 Prozent sein. Der Abstand wird also kleiner.
Dass die Westrentner 2013 das Nachsehen haben, erklären die Experten der Rentenversicherung mit „technischen Faktoren“: So wird der rechnerisch mögliche Aufschlag im kommenden Jahr im Westen allein um 0,7 Prozentpunkte reduziert, weil die im Jahr 2010 unterbliebene Rentenkürzung — auf einer Art Minuskonto gelandet — letztmalig mit der Erhöhung verrechnet wird.
Mit der anstehenden Rentenerhöhung brechen aber selbst im Osten keine „goldenen Zeiten“ für die Ruheständler an. Seit Anfang 2000 haben die Renten laut Bundesregierung etwa ein Fünftel ihrer Kaufkraft verloren: 17 Prozent im Westen und 22 Prozent im Osten.
Die sich abzeichnenden Erhöhungen sind also kaum mehr als ein Trostpflaster. Den West-Rentnern winkt angesichts des Mini-Aufschlags einmal mehr kein Inflationsausgleich.