Offshore-Branche fordert bessere Stromvergütung
Rostock (dpa) - Die Windenergie-Branche boomt. Vor allem die Offshore-Windparks wachsen immer mehr als Ersatz der Kernenergie heran. Doch ein finanzieller Selbstläufer scheint diese Energie noch nicht zu sein.
Angesichts der großen Risiken beim Bau von Windparks auf hoher See hat die Windkraftbranche eine bessere Stromvergütung gefordert. Diese sollte in der im kommenden Jahr anstehenden Novellierung des Energie-Einspeise-Gesetzes verankert werden, sagte der Vorsitzende des Branchen-Vereins Wind Energy Network Rostock, Andree Iffländer, in einem Gespräch mit der Nachrichtenagentur dpa. Das Windkraft-Netzwerk ist ein Zusammenschluss von derzeit 84 Unternehmen der Branche.
Kernpunkt der Forderung sei das sogenannte optionale Stauchungsmodell. „Statt einer Vergütung von 15 Cent pro Kilowattstunde für zwölf Jahre wünscht sich die Branche für einen Zeitraum von neun Jahren 19,5 Cent pro Kilowattstunde“, sagte Iffländer.
Durch die Verkürzung (Stauchung) des Zeitraums bei gleichbleibender Förderhöhe trete ein positiver Zinseffekt ein. Die Rendite liege nach derzeitiger Vergütung bei 7,1 Prozent, nach dem vorgeschlagenen Modell wären es 9,2 Prozent. „Dies macht es den Investoren einfacher, den schwierigen Weg zum Bau der Windparks einzuschlagen.“ Derzeit sind in der Nordsee 23 und in der Ostsee 3 Offshore-Windparks genehmigt. „Man bekommt so "namhafte Leistungen" von rund 25 Gigawatt, das entspricht der Leistung von 25 Kernkraftwerken. Es wäre schade, wenn diese Chance verpasst würde“, betonte der Experte.
Dabei gehe es um gewaltige Summen. „Für einen Offshore-Windpark müssen etwa 1,5 Milliarden Euro Investitionen veranschlagt werden“, sagte Iffländer. Banken forderten vor allem wegen der noch sehr nahen Finanz- und Wirtschaftskrise viele Sicherheiten und eine „auskömmliche Risikostruktur“. Diese könne mit dem Stauchungsmodell geboten werden. Wenn dann das Vertrauen in diesen Markt wächst und mehr Projekte vollendet werden, wird es mehr Banken und Investoren wie Stadtwerke geben, die einsteigen, ist sich Iffländer sicher.
Ein wichtiger Grund für diese sehr hohen Investitionskosten sei, dass die Windparks auf Wunsch der Bevölkerung und der Bundesregierung weit vor der Küste in Wassertiefen von 30 bis 40 Metern gebaut werden. Dabei müsse beachtet werden, dass es bei diesen Tiefen noch keine etablierte Technologie gibt. „Die technischen Herausforderungen sind weit draußen ungleich höher.“ Der Praxistest für Windparks im tiefen Wasser müsse erst noch bestanden werden.