Ohnesorg-Todesschütze Kurras ist tot
Berlin (dpa) - Fast fünf Jahrzehnte nach dem Todesschuss auf den Studenten Benno Ohnesorg ist der frühere West-Berliner Polizist Karl-Heinz Kurras gestorben. Er starb bereits am 16. Dezember im Alter von 87 Jahren, wie das Bezirksamt Berlin-Spandau dem Nachrichtenmagazin „Der Spiegel“ bestätigte.
Das Schreiben lag auch der Deutschen Presse-Agentur vor. Zudem berichtete der „Tagesspiegel“ darüber.
Kurras hatte Ohnesorg am 2. Juni 1967 bei Protesten gegen den Besuch des Schahs von Persien im damaligen West-Berlin erschossen. Ohnesorgs Tod gilt als Zäsur der bis dahin friedlichen Studentenbewegung in der Bundesrepublik.
Kurras war in zwei Verfahren in den Jahren 1967 und 1970 vom Vorwurf der fahrlässigen Tötung freigesprochen worden - aus Mangel an Beweisen.
Es war eine Sensation, als 2009 herauskam, dass Kurras über Jahre für das DDR-Ministerium für Staatssicherheit tätig war. Die Enthüllungen lösten auch eine Debatte aus, ob die Geschichte der Studentenbewegung neu bewertet werden müsse. Nach Einschätzung des Historikers und Stasi-Experten Helmut Müller-Enbergs gab es aber keine Anhaltspunkte, dass der Spitzel Ohnesorg im Stasi-Auftrag erschießen sollte.
Die Spitzeltätigkeit von Kurras begann 1955 als Geheimer Mitarbeiter (GM) „Otto Bohl“. Er sollte die West-Berliner Polizei ausspähen. Nach dem Todesschuss wurde Kurras von der Stasi „abgeschaltet“.
Neue Ermittlungen gegen Kurras wegen des Todesschusses wurden wieder eingestellt. Der Ex-Polizist galt auch als Waffennarr. Nach Bekanntwerden seiner Stasi-Verstrickung hatte die Polizei im Mai 2009 die Wohnung von Kurras in Spandau durchsucht und eine Waffe und Munition beschlagnahmt, wenige Wochen später wurde erneut eine Waffe gefunden. Kurras bekam dafür eine Bewährungsstrafe.