Pannenflughafen: Übernimmt Wowereit wieder das Ruder?

Der alte könnte der neue Chef des Aufsichtsrates am Berliner Pannenflughafen werden.

Berlin. Es gibt Ganzkörper-Ölmassagen, eine Bio-Sauna und einen Golfplatz. Motorboote sind verboten. Der Motzener See südlich von Berlin lockt die, die Entspannung suchen.

Aber es gibt einen Ort am Ufer, den friedliebende Gäste am Freitag meiden sollten: den Hotel-Konferenzraum, in dem sich der Aufsichtsrat der Flughafen Berlin Brandenburg GmbH zur Klausur zurückzieht. Denn es könnte sein, dass es hinter verschlossenen Türen kracht. Dann nämlich, wenn es darum geht, wer neuer Chef des Kontrollgremiums wird.

Seit Monaten brodelt die Gerüchteküche, und immer wahrscheinlicher scheint, dass einer auf den Posten zurückkehrt, dem viele das Fiasko um den neuen Hauptstadtflughafen ankreiden: Klaus Wowereit (SPD), Berlins Regierender Bürgermeister, der erst im Januar von diesem Amt zurücktreten musste. Wird er nicht am Freitag gewählt, dann möglicherweise bei der nächsten Sitzung — aus Mangel an Alternativen.

An Wowereit scheiden sich die Geister. Der Riss geht in Berlin und Brandenburg quer durch die Regierungskoalitionen. Von „Treppenwitz der Geschichte“ bis „Bock zum Gärtner“ reichen die fassungslosen Kommentare der Opposition — und dabei geraten die eigentlichen Aufgaben aus dem Blick. Denn seit dem Abgang Matthias Platzecks im August hält Wowereit als kommissarischer Chef ohnehin wieder die Fäden in der Hand.

Ob Wowereit nun auch dem Namen nach Aufsichtsratschef wird oder nicht — die Flughafen-Hängepartie geht weiter. Für große Fluggesellschaften, kleine Ladenmieter, für Tausende Beschäftigte vieler Firmen, für noch mehr Anwohner und für die Steuerzahler.

Vier Eröffnungstermine sind seit Baubeginn geplatzt, die Kosten verdoppeln sich und erreichen womöglich fünf Milliarden Euro — und noch immer gibt es keinen neuen Eröffnungstermin. Seit zwei Jahren sollte der Flughafen in Betrieb sein, heute glauben selbst an einen Start 2015 nur noch die Optimisten.

Rainer Bomba, Verkehrsstaatssekretär des Bundes, kündigte an, Ende dieses Jahres, spätestens Anfang 2014 werde der Aufsichtsrat einen neuen Eröffnungstermin nennen und die Mehrkosten offenlegen. Doch das Kontrollgremium dürfte zu seiner nächsten Sitzung nicht vor März zusammenkommen. Dann ist es nur noch ein halbes Jahr bis zur Landtagswahl in Brandenburg, was Kompromisse nicht erleichtern dürfte.