Parlamentswahlen in Osttimor
Sydney (dpa) - In Osttimor sind die dritten Parlamentswahlen seit der Unabhängigkeit 2002 am Samstag friedlich über die Bühne gegangen. Knapp 650 000 Wähler waren aufgerufen, eine neue Regierung zu wählen.
Premierminister Xanana Gusmão, einer der Bürgerkriegshelden aus dem Unabhängigkeitskampf gegen Indonesien, bewirbt sich erneut um das Amt des Regierungschefs. Sein Hauptgegner ist die aus der wichtigsten Guerilla-Bewegung des Freiheitskampfes hervorgegangene Fretilin-Partei.
Die Vereinten Nationen sehen den Ablauf der Wahlen als Test für die Befriedung des einst heiß umkämpften, bitterarmen Landes. Wenn alles glattgeht, wollen sie ihre 1300 Blauhelme Ende des Jahres abziehen. Im Frühjahr fanden bereits Präsidentenwahlen statt. Dabei wurde Friedensnobelpreisträger José Ramos-Horta abgewählt. Neuer Präsident ist der Unabhängige Taur Matan Ruak, ebenfalls ein Held des Unabhängigkeitskampfes. Der Wahlgang verlief problemlos.
Osttimor, eine Halbinsel zwischen Indonesien und Australien, war rund 400 Jahre portugiesische Kolonie. Kurz nach dem Abzug der Portugiesen 1974 besetzten die Indonesier das Nachbarland. Es folgte ein blutiger 24-jähriger Krieg. Bei einem UN-Referendum 1999 sprach sich die Mehrheit für Unabhängigkeit aus. Milizen, die den Anschluss an Indonesien wollten, überzogen die kleine Halbinsel aus Wut mit einer Gewaltkampagne und schlugen ganze Dörfer kurz und klein, teils unter den Augen oder mit Hilfe der indonesischen Soldaten. An der nationalen Aussöhnung wird bis heute gearbeitet.
Gusmão tritt für die Partei Nationalkongress für den Wiederaufbau Osttimors (CNRT) an. Bislang stand er einer Koalitionsregierung vor. Bei den Wahlen 2007 gewann Fretilin 29 Prozent der Stimmen, CNRT 24 Prozent. Gusmãos schaffte aber in einer Koalition mit kleineren Parteien eine Mehrheit im Parlament.