Peter Altmaier: „Die Energiewende ist richtig“

Wuppertal. Umweltminister Peter Altmaier (CDU) spricht im Interview mit der WZ über Windenergie, umstrittene Gas- und Ölgewinnung sowie Strompreise.

Herr Altmaier, wie teuer wird die Energiewende?

Peter Altmaier: Sie kostet in diesem Jahr zwischen 16 und 20 Milliarden Euro, und es werden jährlich zwei Milliarden mehr.

Im Raum steht die gigantische Summe von einer Billion Euro.

Altmaier: Das könnte Realität werden, wenn wir den Zuwachs nicht durch unsere Strompreisbremse eingrenzen würden. Deutschland muss wettbewerbsfähig bleiben, gerade auch bei den stromintensiven Betrieben wie etwa den Alu-Hütten im Ruhrgebiet und in Neuss.

Wie wollen Sie verhindern, dass Wuppertaler oder Krefelder Mieter mit einem Facharbeitereinkommen mit ihrer Stromrechnung die hochprofitablen Windenergieanlagen von Heuschreckenfonds bezahlen?

Altmaier: Die Ausgaben für die Energiewende werden auf einem durchaus hohen Niveau eingefroren. Zuletzt stieg der Strompreis um zehn Prozent. Das werden wir abbremsen, weil die Investitionen in die alternative Energiegewinnung nicht mehr so stark gefördert werden.

Ist das für sie ein ökologisches, ein soziales oder ein ökonomisches Thema?

Altmaier: Alle drei sind wichtig. Die Energiewende ist richtig und wichtig. Wir werden sie aber so umsetzen müssen, dass sowohl Wirtschaft wie auch die Bevölkerung mitgenommen wird und die Umweltbilanz verbessert wird. Das wird mit den maßvollen Reformen gut austariert.

Umweltminister Altmaier gegen Wirtschaftsminister Rösler: Ist das das Szenario für die nächsten Jahre?

Altmaier: Nein, da ist kein Gegensatz. Wir raufen uns am Ende immer zusammen, auch, weil ich als Bundesumweltminister die wirtschaftlichen Aspekte mit bedenke.

Wird die Energiewende in Europa zu nationalstaatlich gedacht? Warum hört man so wenig von europäischen Synergien?

Altmaier: Tatsächlich ist Deutschland ein Vorreiter, aber in Frankreich, den Niederlanden, Belgien oder auch Dänemark wird umgedacht. Der nördliche Teil der EU ist hier tatsächlich ein Stück weiter. Brüssel sollte die Rolle der Koordination noch stärker wahrnehmen, etwa bei den Stromtrassen, wie sie zwischen NRW und Belgien nun angedacht sind.

NRW war bundesweit über Jahrzehnte das Energieland Nummer 1. Welche Rolle nimmt das Land nach ihrer Einschätzung in zehn Jahren ein?

Altmaier: Es wird eine starke Stellung behalten, denn ich bin der festen Überzeugung, dass der Zukunft mittelfristig auch die fossilen Energieträger angehören müssen. In NRW sitzen sehr große Energiekonzerne, daher ist das Land wichtig.

Das ist auch die Position der Landesregierung in Düsseldorf. Macht sie alles richtig?

Altmaier: Sie macht dann alles richtig, wenn sie den Konsens mit der Bundesregierung sucht und sich davon auch nicht vom grünen Koalitionspartner abbringen lässt.

Das Thema Fracking, also die umstrittene Gewinnung von Erdöl und -gas durch Verpressung mit chemikalisch hoch belasteten Flüssigkeiten, stößt bei der Bevölkerung in NRW auf Widerstand. Warum haben Sie das genehmigt?

Altmaier: Wir haben das nicht genehmigt, im Gegenteil. Wir haben die Gewinnung nur da erlaubt, wo es nachvollziehbare Umweltverträglichkeitsprüfungen gibt. Das ist bisher nirgendwo der Fall. Eines ist klar: Wenn eine Gefährdung des Trinkwassers nicht ausgeschlossen werden kann, wird es keine Genehmigung geben. Ich persönlich sehe nicht, dass es in Deutschland in absehbarer Zeit zu Genehmigungen kommt.