Pisa: Sehen Mädchen Mathe zu negativ?

Die Pisa-Forscher halten Rechnen für eine Jungen-Sache, die Mädchen ablehnen. Ein ehemaliger Schulleiter widerspricht.

Berlin. Obwohl Deutschland bei der aktuellen Pisa-Studie insgesamt deutlich besser abgeschnitten hat als in der Vergangenheit, macht die Studie auch auf Mängel aufmerksam. Beim diesjährigen Studienschwerpunkt Mathematik etwa zeigt sich: Jungen sind Mädchen im Schnitt ein knappes halbes Jahr voraus. Dieser Vorsprung hat sich im Vergleich zu früheren Tests sogar noch vergrößert. Die Forscher zogen daraus die Lehre, dass Mädchen dem Fach gegenüber negativer eingestellt sind.

Der pensionierte Mathelehrer und Schulleiter Heinz Klaus Strick aus Leverkusen widerspricht. Er sieht das Problem vielmehr im Zeitpunkt des Tests. „15-jährige Mädchen sind viel weiter als gleichaltrige Jungen. Jeder, der in den Klassen acht und neun unterrichtet, weiß das“, sagt er und meint die Pubertät. Dass Mathematik kein Mädchen-Fach ist, sei eine überholte Vorstellung. „In meinen Universitätsseminaren in Essen und Wuppertal saßen oft mehr Frauen als Männer.“

Alarmierend ist ein Pisa-Ergebnis, wonach ein Teil der Schüler komplett abgehängt wird. Von den 5000 getesteten deutschen Jugendlichen konnten 17,7 Prozent nur sehr einfache Formeln anwenden (2010: 22 Prozent). Diese Leistungen gelten als nicht ausreichend für eine Berufsausbildung.

Warum Lehrer auch alternative Lösungswege zulassen sollten und die Pisa-Sieger nicht als Vorbild für Deutschland taugen, lesen Sie in der Mittwochsausgabe der Westdeutschen Zeitung. (vezi)