Randale in anderen Städten nach Berliner Hausräumung
Berlin (dpa) - Die aufwendigen Polizeiaktion mit 2500 Beamten zur Räumung eines besetzten Hauses in Berlin hat auch in mehreren anderen Städten zu gewalttätigen Solidaritätsbekundungen der autonomen Szene geführt.
Bei den Krawallen nach der Räumung in Berlin wurden 61 Polizisten leicht verletzt. 82 Personen wurden vorläufig festgenommen, 22 davon dem Haftrichter vorgeführt. Diese Bilanz zog Berlins Polizeipräsident Dieter Glietsch am Donnerstag - einen Tag nach Erstürmung des von den Besetzern zu einer Art Festung verbarrikadierten Wohnhauses im Stadtteil Friedrichshain.
Glietsch sprach von einem „politisch motivierten Vandalismus“. Die Gruppen seien „in blinder Zerstörungswut“ bis in die Morgenstunden durch die Straßen der Hauptstadt gelaufen, hätten Schaufensterscheiben eingeschlagen und Bushaltestellen, Reklametafeln, Autos und ein Gebäude beschädigt.
Das Haus Liebigstraße 14 war eines der letzten in Berlin besetzten Häuser. Die Räumung löste in mehreren anderen Städten gewalttätige Solidaritätsbekundungen der Besetzer-Szene aus. Nach einem zunächst friedlichen Protestzug von 470 Demonstranten durch das Hamburger Schanzenviertel randalierten dort kleine Gruppen und warfen Flaschen, Steine und Knallkörper auch in Richtung der etwa 250 Polizisten, berichtete die Polizei. Vier Beamte wurden leicht verletzt, . Die Polizei setzte einen Wasserwerfer ein.
In Kiel zogen nach Polizeiangaben etwa 20 Demonstranten randalierend durch die Innenstadt, brannten Feuerwerkskörper ab und beschmierten Geschäftsfassaden mit Farbe. Mehrere Glasscheiben einer Bank gingen zu Bruch. Bei einer Demonstration in Osnabrück wurde ein Polizeiwagen mit einem Feuerwerkskörper beworfen. In Dortmund randalierten 30 bis 50 teils Vermummte und warfen Steine auf Polizisten und Streifenwagen.
Der Berliner Polizeipräsident sagte, die Sachschäden lägen auf jeden Fall über denen der Krawalle vom 1. Mai vergangenen Jahres. Er könne eine Schadenssumme von einer Million Euro nicht ausschließen.
Unter den neun bei der Räumung festgenommenen Besetzern waren laut Glietsch vier Deutsche, darunter zwei Frauen, drei Italiener, ein Spanier und eine Französin. Das Haus werde jetzt von privaten Wachleuten geschützt, aber auch die Polizei sei dort präsent. Die Berliner Polizei wurde bei der Räumung und der anschließenden Eindämmung der nächtlichen Gewalt nach Angaben von Glietsch von 13 Polizeieinheiten aus anderen Bundesländern und der Bundespolizei unterstützt.