Sorgen um Schulabbrecher So schneiden die Länder beim Bildungsmonitor ab

Berlin · Der jährliche Bildungsmonitor der „Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft“ (INSM) ist schon deshalb interessant, weil nirgendwo sonst so kompakt zu erfahren ist, was am Bildungssystem besser oder schlechter geworden ist. Und wo.

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Die Daten ermöglichen einen echten Leistungsvergleich zwischen den Bundesländern in Sachen Bildungspolitik, die bekanntlich allein in ihrer Hoheit liegt. Hier die wichtigsten Fragen und Antworten zum „Bildungsmonitor 2019“, der komplett unter www.insm-bildungsmonitor.de heruntergeladen werden kann.

Wie hat sich das Ranking der Bundesländer verändert?

Sachsen (68,0 Punkte) führt die Statistik nun schon 13 Jahre lang an. Es liegt in fast allen Bereichen über dem Bundesdurchschnitt, am deutlichsten beim Ganztagsschulangebot, bei den Leistungen der Schüler und bei der geringen Schulabbrecherquote. Bayern (61,2 Punkte) holt stark auf, vor allem durch sein gutes Angebot bei der beruflichen Bildung. Auf Platz drei folgt Thüringen (56,9 Punkte). Vor sechs Jahren lag hier noch Baden-Württemberg, das jetzt mit 53,8 Punkten auf Platz sechs abgerutscht ist. Platz vier belegt aktuell das Saarland, das mit plus 16,2 Punkten der Shooting-Star in der Langzeitbetrachtung ist. Seine Gesamtpunktzahl ist mit 56,0 jetzt fast so hoch wie die Bayerns vor sechs Jahren. Schlusslichter des Rankings sind wie schon sehr lange Bremen (Platz 14, 44,0 Punkte), Brandenburg (Platz 15, 43,7 Punkte) und Berlin (Platz 16, 43,0 Punkte).

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Wie wird die Rangliste erstellt?

Für den Bildungsmonitor werden zahlreiche Statistiken auswertet. Allein der Literaturanhang ist 61 Seiten lang. Daten zu 96 Merkmalen werden in zwölf Kategorien analysiert. Daraus wird dann eine Punktzahl ermittelt. In die Kategorie „Internationalisierung“ fließen zum Beispiel der Umfang des Fremdsprachenunterrichts an Grundschulen, der Anteil ausländischer Studierender oder die Ergebnisse von Vergleichstests in Englisch ein. Generell, das gibt der Auftraggeber INSM ebenso zu wie das Institut der Deutschen Wirtschaft Köln, das die Studie erstellt hat, wird der Bildungssektor eher unter wirtschaftlichem Gesichtspunkt unter die Lupe genommen, also nach Ertrag und Leistungen.

Welche Langfristtrends stellt der Bildungsmonitor fest?

Deutlich sichtbar ist, dass die Bildungsausgaben gestiegen sind, von 15,8 Prozent der staatlichen Gesamtausgaben im Jahr 2000 auf heute 20,3 Prozent. Kamen damals noch rund 20 Grundschüler auf einen Lehrer, so sind es heute rund 15. Der Anteil der Ganztagsschüler ist von fünf auf über 40 Prozent gestiegen, ähnlich stark der der ganztags betreuten Kita-Kinder. Und während 2002 nur einer von vier Grundschülern Unterricht in einer Fremdsprache hatte, sind es jetzt zwei Drittel. Bei Pisa-Vergleichen liegt Deutschland jetzt über dem OECD-Durchschnitt und nicht mehr darunter. Sorgen bereitet jedoch die Altersstruktur des Lehrkörpers. 27 Prozent sind über 55 Jahre alt. Die Zahl der Schüler, die keinen Abschluss erreichen, steigt wieder. Bei den ausländischen Schulabgängern war die Quote von 20 Prozent im Jahr 2000 zunächst auf zehn Prozent im Jahr 2013 gesunken. Jetzt beträgt sie wieder 18,1 Prozent. Dies führen die Autoren vor allem auf die Flüchtlinge seit 2015 zurück. Dass es in Hamburg nur 12,4 Prozent ausländische Schulabbrecher gibt, zeigt freilich, wie groß die Effekte unterschiedlicher Bildungspolitik sein können. Bundesweit schaffen auch sechs Prozent der deutschen Schüler keinen Abschluss.

Welche Schlussfolgerungen ziehen die Autoren?

Sorgen macht ihnen, dass die Punktezahlen aller Länder anders als früher jetzt kaum noch zunehmen. Einige verzeichnen sogar Rückschritte. Das bedeutet, dass es derzeit in der Bildung nicht mehr richtig vorangeht. „Das Geld muss effektiver eingesetzt werden“, verlangte INSM-Geschäftsführer Hubertus Pellengahr und forderte mehr Vergleichstest und mehr Handlungsfreiheit für die Schulen. Außerdem sollten die Mittel nach einem Sozialindex verteilt werden, Brennpunktschulen also mehr erhalten.